Noch heute kann ich mich an die Anstrengungen erinnern über einen Plattendealer meines Vertrauens vor ca. zwanzig Jahren an die Import-only ‚Chainsaw-EP’ aus Canada zu kommen. Vielleicht erinnere ich mich deshalb so genau daran, weil sie es einfach wert war gefunden zu werden und noch heute zu den prägenden Eindrücken meines musikalischen Frühlebens gehört. Heute ist es da doch zum Glück einfacher die Releases der Ausnahme-Elektroniker mit der Leidenschaft für dramatische, in Kunstblut getränkte Live Shows sein Eigen zu nennen. Schön, dass es nach den acht Jahren, die zwischen ‚The Process’ und ‚The Greater Right of the Wrong’ lagen, anscheinend jetzt wieder regelmäßiger neuen Stoff aus dem Hause Ogre/Key gibt. Für Mythmaker gehört, wie auch schon beim letzten Album, Mark Walk als dritte Person zum Band Line-Up. Zehn neue Kompositionen geben die Herren zum Besten. Diese bestechen wie immer durch detailverliebte Produktion aber auch durch die unterschiedlichen Ansätze in den einzelnen Songs, die bei ‚Mythmaker’ ein wenig wie Referenzen auf die verschiedenen Vorgänger-Alben wirken. Nach den ersten beiden Durchläufen hat sich bereits ein eindeutiger Favorit seinen Platz in meinem Kopf erarbeitet. Es ist ‚haZe’, das ruhig mit Vocoder-Gesang anfängt, bevor mit einem Paukenschlag eine monumentale Passage dem Song eine neue Wendung gibt. Man spielt fünfeinhalb Minuten mit leisen und lauten Parts, was den Song mit seiner traurig-schönen Melodie besonders auszeichnet. Ähnlich aufgebaut und nicht minder schön schiebt sich ‚jaHer’ als übernächster Track ins Gedächtnis. Das sind meine Skinny Puppy: mystisch, melancholisch und trotzdem voller Drive. Wer mehr auf die Beats mit Break-Strukturen steht, wie sie bspw. in ‚Pro-Test’ zu hören waren, kommt bei ‚Mythmaker’ jedoch auch nicht zu kurz. ‚daL’ oder ‚lestiduZ’ knüpfen genau dort an wo die drei Herren vor zwei Jahren aufgehört haben. ‚pedafly’ wiederum setzt auf harte Gitarren und driftet so eher in die Elektro-Rock-Ecke ab, wie es bspw. auch mit ‚Tin Omen’ schon früher erfolgreich zelebriert wurde. Ohne viel Gitarren aber mindestens so kraftvoll präsentiert sich ‚politikiL’ und qualifiziert sich so bereits jetzt als zukünftiger Live-Favorit. Als Abschluss provoziert ‚ugLi’ mit religiöser Thematik und sich überschlagenden Beats bevor die letzten zwei Minuten des Tracks dafür genutzt werden mit einer der für Skinny Puppy berüchtigten Soundcollagen dem Album einen würdigen Schluss zu bereiten. Ohne wenn und aber muss man anerkennen, dass Skinny Puppy erneut ein großer Wurf, wenn nicht sogar DER große Wurf gelungen ist. Ein Album, das trotz ideenreicher, teilweise sperriger Produktion sehr zugänglich, ja stellenweise fast schon ungewöhnlich sphärisch und zahm für Skinny Puppy erscheint ohne dabei auch nur im Ansatz zu enttäuschen. Vielleicht ist es gerade die Kunst, die Skinny Puppy inzwischen auszeichnet, Eingängigkeit mit charakteristischer Einzigartigkeit zu paaren und sich trotzdem nicht zu wiederholen. Ein Album, das bereits im Januar das Jahr 2007 entscheidend prägt.