Die Herren von [:SITD:] gelten seit vielen Jahren als wahre Größe in der Szene und zählen zu den Urgesteinen. Treibende Beats, tanzbare Melodien und tiefgehende Texte sorgen dafür, dass die Jungs nicht nur bei waschechten Fans einen Stein im Brett haben.

Ihr letztes Album hat gut drei Jahre auf sich warten lassen, die Erwartungen an „Dunkelziffer“ waren dementsprechend hoch. Beim erstmaligen Durchhören blieben überraschender Weise nur wenige Songs und Melodien fest in meinen Ohren verankert und ich war ein wenig ernüchtert. Es hat ein wenig gedauert, bis ich damit warm geworden bin und die einzelnen Songs ihre eigentlichen Stärken zeigen konnten - „Dunkelziffer“ ist somit kein Album das gleich beim ersten Hören zündet, man muss ihm Zeit geben. Wenn man das tut, dann stellt man erst mal fest, welche gehörige Bandbreite [:SITD:] da bieten.

Angefangen von krachenden Songs wie das titelgebende „Dunkelziffer“ bis hin zu sehr gemächlichen Songs wie „Everlasting“, die fast schon zum entspannen einladen. Auch was die Melodien und „Macharten“ angeht, haben sich die Herren einiges einfallen lassen. So hat man zum Beispiel mit „Journey's End“ einen Titel, der außer einem kurzen gesprochenen Teil nur Musik bietet, oder das außergewöhnliche „Santa Muerte“, das mit einer elektronisch verzerrten Stimme daher kommt. Auf der einen Seite vermisse ich bei manchen Songs den typischen Biss, den auch die toll durchdachten Texte nicht mehr gewährleisten konnten, und auf der anderen Seite finde ich gerade die langsamen Songs besonders eindrucksvoll, weil dort erst so richtig das zum Tragen kommt, was die Herren ausdrücken wollen.

Die Vielfalt der Melodien hat also auch so ihre Schattenseiten, manche könnten vielleicht die übliche tanzbare Nummer vermissen. Mir persönlich hat es aber gerade gefallen, dass das Album so vielseitig ist. Die Deluxe Edition des Albums bietet noch zwei weitere englische Songs und sieben Remixe des Titelsongs „Dunkelziffer“. Interessanter Weise fand ich, dass die beiden Zusatztitel genau das haben, was mir auf dem Album manchmal gefehlt hat: düstere Durchschlagkraft. [:SITD:] erfinden sich mit „Dunkelziffer“ nicht neu und überzeugen mit einer überraschenden Mischung aus vielen nachdenklichen langsamen Songs, mit nur ein paar richtig treibenden Kraftpaketen. Auch wenn mir an manchen Stellen der nötige Biss einfach gefehlt hat.