Siegfried – ein Schrei ging durch die Metalbranche als letzten Sommer die ersten News durchsickerten, dass die alten Drachentöter via Napalm Records zu neuen Heldentaten schreiten. Ende der 90er war die Geburt von Siegfried, die wie es der Name schon verrät, sich der Nibelungensaga verschrieben haben und jedes Album, jede Note dem deutschen Nationalepos widmen. Dabei verwenden sie seit je her drei verschiedene Stimmen, welche die unterschiedlichen Charaktere darstellen. Leider sollte der Fluch des Nibelungengoldes auch die Band verfolgen, denn nach ihrem zweiten Album („Eisenweinter“) erkrankte Sängerin Sandra Schleret an einer schweren Krankheit. Doch während die Band brach lag, schrieben die Helden fleißig an neuem Material, um bei der triumphalen Rückkehr Sandras sofort losschlagen zu können. „Nibelung“ nennt sich die dritte Ausgeburt von Siegfried und schließt fast nahtlos dort an, wo man 2003 aufhörte. Bombast, ratternde Gitarren und das Zusammenspiel der verschiedenen Stimmen – von clean, über Growls, hin zu weiblichen und auch Opernstimmen ist alles vertreten. Doch genau das führt zu einem ziemlichen Durcheinander. Der Hörer wird hin- und her gerissen und dadurch gut unterhalten. Aber der rote Faden ist stimmtechnisch mehrsträngig, was mitunter auch anstrengend sein kann. Manchmal ist weniger dann doch mehr. Um die teilweise konfusen Songstrukturen überhaupt am Leben zu halten, sind solche künstlichen Tricks eben nötig. Denn songtechnisch liefern Siegfried nur durchschnittliche Heldenkost ab. Der Versuch komplizierte Strukturen mit Eingängigkeit zu paaren, geht deutlich daneben. Denn eingängig sind höchsten die Parts mit Sängerin Sandra. Dort erlebt „Nibelung“ seine Höhepunkte. Auch der Sound ist enttäuschend. Zwar steht das Mastersound Studio von Atrocity-Fronter Alex Krull für Qualität, doch viel zu sanft und kraftlos blubbert es aus den Boxen. Der Versuch episch klingen zu wollen, scheitert an den wohl begrenzten Mitteln. Für Bombast braucht man heutzutage kein echtes Orchester, aber die symphonischen Keyboard-Schwaden wirken einfach nur kitschig und auch ein stückweit billig. Da holen andere Bands weit mehr aus den Maschinen heraus. Was bleibt? Leider nicht viel, denn „Nibelung“ ist ein recht durchschnittliches Metal-Album, was den Namen Epic nur in seltenen Fällen verdient hat. Wildes Songwriting wird mittels mehrerer Stimmen gekonnt verdeckt. Hätte Siegfried beim Baden das Mittel der Komplettbedeckung auch bedacht, wäre Hagen der alte Lump nicht so einfach an sein Ziel gekommen.