Es ist soweit: Die englischen Indie-Rocker "Shame" kündigen heute ihr lang erwartetes neues Album „Drunk Tank Pink“ für den 15. Januar 2021 an. Das neue Album wird wie bereits sein Vorgänger „Songs Of Praise“ bei Dead Oceans erscheinen. Parallel zu dieser Ankündigung veröffentlicht die Band ein Video unter der Regie von Pedro Takahashi für die brandneue Single „Water In The Well“.

Auf „Drunk Tank Pink“ gibt es ab und an Momente, da muss man sich kneifen, um glauben zu können, dass das, was da aus den Boxen tönt wirklich die gleiche Band ist, die 2018 „Songs Of Praise“ auf die Welt losgelassen hat. Natürlich gibt es sie noch, diese aufwühlenden Post-Punk-Momente ihres Debüts, doch sie mussten sich größtenteils einem Abenteurergeist beugen, der sich nun in dem von James Ford produzierten, größeren und mutigerem Nachfolgewerk manifestiert. Dieser kreative Sprung wurde auch zum Teil durch den kürzlichen Knall der Band zurück auf den pandemischen Boden der Tatsachen ausgelöst. Schließlich hatte die Band bis dato fast ihr ganzes bisheriges Erwachsenendasein on the road verbracht. Das reichte von ihren Anfängen als blauäugige Teenager, die sich in den Pubs und kleinen Lokalen Süd-Londons die Zähne ausgebissen haben, bis hin zur abgefeierten neuen Band Großbritanniens, katapultartig beschleunigt durch den Erfolg ihres bahnbrechenden Debüt-Albums.
 
Als sich Frontmann Charlie Steen auf eine neue Normalität in seiner Heimat einstellte, in der - zum ersten Mal seit der Bandgründung - keine Live-Shows am Horizont zu erwarten waren, versuchte er, seinen Weg aus der Psychose heraus zu finden. „When you’re exposed to all of that for the first time you think you’re fucking indestructible“, bemerkt er. „After a few years you reach a point where you realise everyone needs a bath and a good night’s sleep sometimes.” Ein heftiger Anfall von hellwachen Fieberträumen überzeugte Steen schließlich davon, dass die Selbstmedikation seiner Dämonen kein sehr gesunder Plan war, und es Zeit war, aufzuhören und einen Blick nach innen zu werfen. „You become very aware of yourself and when all of the music stops, you’re left with the silence”, reflektiert Steen. „And that silence is a lot of what this record is about.
 
In einem als Zimmer deklariertem begehbaren Schrank, in dem ein Bett die zuvor dort platzierte Waschmaschine ersetzte, hüllte sich Steen ein, um nachzudenken und zu schreiben. Durch das Prisma seiner eigenen surrealistischen Träume in einem Raum, der „the womb“, also „die Gebärmutter“, genannt wurde und welcher in einem Rosa-Ton gestrichen war, der früher verwendet wurde, um die Insassen einer Ausnüchterungszelle zu beruhigen, adressierte er den psychologischen Tribut, den das Leben in der Band von ihm gefordert hatte. Der Zerfall seiner Beziehung, der Verlust des Selbstbewusstseins und die wachsende Identitätskrise, die sowohl die Band als auch eine ganze Generation zu spüren bekamen. „The common theme when I was catching up with my mates was this identity crisis everyone was having,” reflektiert Steen. „No one knows what the fuck is going on.
 
It didn’t matter that we’d just come back off tour thinking, 'How do we deal with reality!?’” stimmt ihm Gitarrist Sean Coyle-Smith zu. „I had mates that were working in a pub and they were also like, ‘How do I deal with reality!?’ Everyone was going through it.” Coyle-Smith wählte indes eine andere Taktik als Steen: Er verbarrikadierte sich in seinem Schlafzimmer, ging kaum noch aus dem Haus und dekonstruierte stattdessen wie besessen seine Art zu spielen und Musik zu machen. Er zerpflückte die roten Fäden der Musik, die er beim Hören geradezu verschlang: Talking Heads, Nigerian High Life, den trockenen Funk von ESG, Talk Talk...) und schuf selbst Werke von panischer und knisternder Intensität. „For this album I was so bored of playing guitar,” erinnert er sich, „the thought of even playing it was mind-numbing. So I started to write and experiment in all these alternative tunings and not write or play in a conventional ‘rock’ way.
 
Das Geniale an „Drunk Tank Pink“ ist, wie Steens lyrische Themen mit der Musik verzahnt sind. Das Ergebnis ist eine enorme Erweiterung des klanglichen Arsenals von shame und kommt am 15. Januar 2021 in voller Gänze auf uns zu - wie eine Bierflasche, die aus einem bitterlich vermissten Mosh-Pit gefeuert wird.