Zwölf Jahre sind vergangen seit dem letzten Selig-Album ‚Blender’, das nur geringe Beachtung in der Musiklandschaft fand und letztendlich auch zum Split der Band kurz vor der Jahrtausendwende führte. ‚Hier’ und das selbstbetitelte Debüt hingegen wurden zuvor gefeiert und Songs wie ‚Wenn Ich Wollte’ oder ‚Ohne Dich’ kennen eine Menge Leute. Selbst Glashaus aus dem 3P Umfeld stellten eine überflüssige Coverversion von ‚Ohne Dich’ für das Pop2001 Album, die es schaffte auch wirklich jedes Fünkchen Originalität oder Emotion aus dem Song zu nehmen. Dann doch lieber zurück zum Original aus dem Jahre 94. Reunion 2008 und Release in 2009 klingt nach einem disziplinierten Zeitplan und nicht nach der Situation ‚jetzt ist uns die Kohle ausgegangen, lasst und nochmal zusammen kommen’. Bzgl. des Musikstils hat sich nicht viel verändert. Gitarrenpop der besseren Art mit der unverwechselbaren Stimme von Jan Plewka, die gekonnte Langeweile wie bei Lindenberg beinhaltet, dabei aber im Gegensatz zum zitierten Altvater harmonisch und dynamisch klingt. Die Hammond-Orgel wird malträtiert wie eh und je und was bei dieser Mischung herauskommt ist wirklich hörenswert. Vor allem auch ‚Schau Schau’, die erste Single-Auskopplung, hat den ursprünglichen Charme, der Selig ausmacht. Ein Popsong mit Tiefgang und Kraft, der balladesk-leise mit Gitarrentönen ein viel zu schnelles Ende findet. Echt verträumt klappt auch immer noch wie bspw. mit ‚Ich fall in Deine Arme’ oder ‚Der schönste aller Wege, wo ohne triefende Melodien und überzogen melancholische Instrumentierung großes Gefühlskino aufgebaut wird. Zwar ist nicht alles uneingeschränkt groß, bisher ist es aber nur ein Song der ein subjektives Nichtgefallen erzeugt: ‚Ich bin so gefährdet’ ist reichlich flauschig konstruiert und erinnert ein Quäntchen zu sehr an Westernhagen. Das Gros der zwölf Songs sind jedoch sowieso von der schnelleren Art was 2009 für das Hamburger Quintett als die richtige Strategie erscheint. Weiterer Anspieltipp ist ‚Immer wieder’, das in den Strophen klasisch rockig erscheint, dann jedoch in einen lounge-krautigen Refrain übergeht, den die Moulinettes nicht besser hinbekommen hätten. ‚Und Endlich Unendlich’ ist ein Album, das glücklich macht und einmal mehr verdeutlicht, dass eine Menge neuer deutscher Band oft doch nur Plagiat oder fade Kopie sind. Schön, dass eines der Originale wieder da ist.