Der Winterschlaf ist vorbei, Second Disease sind zurück. Nach sieben Jahren Abstinenz haben sich die beiden Düster-Elektroniker L. Hofmann und M.R. Kraft wieder zusammen getan und veröffentlichen ein neues Album bei Infacted. Das Duo, das ehemals bei Zoth Ommog unter Vertrag stand, hatte vor über zehn Jahren mit "Flame The Dark True" eines jener Alben geschaffen, das trotz seiner Nischenausrichtung auch heute noch funktioniert. Aber vielleicht ist es auch genau dieser spezielle Charakter des Albums, der es damals schon einmalig machte und heute immer noch sein lässt. Ein richtiges neues Album gab es nach "Flame The Dark True" eigentlich nie. Um so erstaunlicher, dass nach all den Jahren nun plötzlich "While The Masses Sleep" da ist. Genau diese Tatsache macht es auch so verdammt spannend, wie Second Disease heute klingen. Gibt es nur einen Aufguss des alten Sounds oder vielleicht etwas komplett anderes? Weder noch, muss man zum Glück sagen, denn das Duo hat das fast unmögliche geschafft und seinen besonderen Sound in die Neuzeit gerettet ohne einfach das zu wiederholen, was es schon vor 15 Jahren gemacht hat. Geblieben ist beispielsweise der melancholisch-düstere Touch der Songs. Abgesehen von dem sowieso besseren Mastering haben sich Second Disease neu definiert, ohne ihren bisherigen Weg außer Acht zu lassen. Deshalb schließt "While The Masses Sleep" an die alten Sachen an, macht aber einen großen Schritt nach vorn. Was viele neue Bands nicht schaffen, das kann Second Disease nach all der Zeit immer noch: Sich einen eigenständigen Sound zu kreieren und zu bewahren. Das dürfte daran liegen, dass sich die Wuppertaler gerade nicht auf die Clubtauglichkeit ihrer Songs konzentrieren. Es gibt Instrumentalsongs zum Chillen, düstere Synthie-Electronic und tiefgekühlte EBM-Kost mit leicht verzerrtem Gesang, weit weg von jeglichem Hellectro-Schwachsinn. Und damit überholen Second Disease mal eben aus dem Nichts andere Electro-Veteranen, die krampfhaft versuchen, mit der Zeit Schritt zu halten. Der klare Klang, die dunkle Atmosphäre, die dezent eingesetzten Samples und die Kombination von krachig-trockenem Beat und melancholisch-weichen Synthies, all das sind Eigenschaften, die einen jubeln lassen, dass sich Second Disease wieder zusammengefunden haben. Jawoll!