Mit dem 1-Track Longplayer "List Of Takers" liefert Mick Harris alias Scorn nun schon die 25. CD ab (inkl. Singles). Diese hier ist allerdings seine erste beim polnischen Label Vivo. Dem einen oder anderen Leser könnte er vielleicht durch Napalm Death ein Begriff sein. Bei dieser Band geht es ja ziemlich wild zur Sache, genauso ist es auch bei Scorn. Nur eben nicht im Metal-Stil sondern rein elektronisch, in einer wüsten Mischung aus Straight - oder Breakbeats (Richtung Drum’n’Bass) im Mid-Tempo, sowie teilweise technolastigen und abgefahrenen Dub- und Industrial Sounds, die hier als knapp 1:11-stündige Jam-Session im Oktober 2003 in der Bedroom Box Birmingham aufgenommen wurde und auch später im Radio bei Breaks FM gesendet worden. Wer Scorn bis jetzt noch nicht kannte und damit auch nicht seine erste CD "Gyral", der findet Mick Harris hier in alter Form wieder, also wie zu Beginn des ersten Albums. Da ich selbst Scorn bis zu dieser CD nicht kannte, zog ich das Internet zu Rate und sah, dass es auch einen Bericht zu einem Scorn-Auftritt im FZW Dortmund gab. - Ein fast stockdunkler Raum, mit einem dadurch fast nicht zu sehenden Mick Harris, der einen Teil des Publikums aufgrund der Lautstärke in den Vorraum gedrängt hatte und den Rest des Publikums mit fast Magenwand zerdrückenden Brabbel-Sounds und einer teilweise fast nicht strapazierfähigeren Monotonie traktierte. Genau diese Assoziationen hatte ich schon vor dem Bericht, da ich wusste, dass es sich bei "List Of Takers" um die Aufnahme einer Jam-Session handelte, die eigentlich auch von einer Aufnahme aus solch einer düsteren Location hätte stammen können. Und in die verirren sich dann Leute, die einfach mal wieder wilde, dub-mäßige, halbschnelle, monotone Industrial-Klänge hören und sich maximal leicht dazu bewegen wollen bzw. können, da sie durch den späteren Abend zu nichts größerem mehr in der Lage sind. Das ist nicht böse gemeint; die richtige Stimmung kommt bei der Musik aber vermutlich erst auf, wenn zumindest ein oder zwei Bierchen bestellt und getrunken worden. Dann aber ist der Abend für Freunde dieser Musikrichtung auf jeden Fall gerettet; mich selbst würde so eine Session auf jeden Fall auch interessieren. Für einen besseren Höreindruck oder auch um gewisse monotone Teile zum nächsten Block skippen zu können, wäre eine Aufteilung der CD in verschiedene Parts nicht schlecht gewesen, was den Jam-Session-Charakter nicht großartig durcheinander gebracht hätte, da auf die Pausen zwischen den Titeln sicherlich verzichtet worden wäre. Denn dadurch würde der Hörer auch schneller bemerken, dass es sehr wohl Unterschiede - im Klang als auch im Arrangement - auf der Scheibe gibt. Ob "List Of Takers" allerdings öfter im CD-Player laufen wird, wage ich zu bezweifeln, da die Musik meiner Meinung nach die richtige Örtlichkeit und Lautstärke braucht um voll zur Wirkung zu kommen. Es sei denn, man hört die CD allein, wenn die Nachbarn allesamt ausgeflogen sind. Unter guten Kopfhören könnte sie für Fans eventuell ein Ohrenschmaus sein bzw. werden, da der Sound so direkt zum Ohr wandert und nicht bei mittlerer Lautstärke auf der Strecke bleibt. (Für einen ersten Eindruck des aktuellen Albums gibt es übrigens auf der Seite www.scorn.vivo.pl vier MP3-Samples.) Zusammenfassend lässt sich sagen: ein Album, das Fans von monotonen, technoiden Industrial-Dub-Sounds im mittleren Geschwindigkeitsbereich (zumal als Jam-Session) begeistern und gleichzeitig den Rest der Menschheit mit einem mittleren bis starken Kopfschütteln von sich jagen wird. Da es aber trotzdem noch viele Menschen gibt, die nicht ganz so schwarz/weiß eingestellt und gerade in diesem Bereich etwas aufgeschlossener sind, gibt es hierfür 4 Sterne.