... hier kommt die Sonne! War zwar von einer anderen Band, passt aber zur augenblicklichen Veröffentlichung aus dem von-Deylen-Imperium. Das letzte Album, 'Sonne', wurde in großen Arenen live dargeboten und nun kann man sich die Ausgestaltung der Show auch zuhause auf dem Fernseher in 5.1 gönnen. Als Extra der DVD wird der Bühnenaufbau der Schiller-Bühne im Zeitraffer dargestellt. Das schaut man sich zwar nur einmal an, beeindruckend ist es aber schon! Denn was hier an Licht- und Sound-Maschinerie aufgefahren wird ist beachtlich. Klotzen, nicht kleckern, so muss man das umschreiben. Schon immer hat Schiller fast ausschließlich auf Lichteffekte gesetzt und große Bühnenaufbauten oder Projektionen außen vor gelassen. So auch diesmal. Live hat die Wucht, mit der das Licht durch die O2-Arena in Berlin geschossen wurde sicherlich beeindruckt, auf dem Mäusekino jedoch nutzt sich der visuelle Unterhaltungswert über 140 min recht schnell ab. Zwar hat man sich auch viel Mühe gegeben Film-Collagen dem Album-Design nachempfunden in Kreissegmenten abzubilden, aber auch dieser Effekt kann keinen ganzen Film tragen. Musikalisch hingegen überzeugt Schiller wie auch bei den vorherigen Touren durch Professionalität und authentische Arrangements. Mehr als zwei Stunden werden Klassiker mit Neuem gemischt und natürlich hat Schiller auch wieder ein paar Sägerinnen im Tourbus mitgebracht. Vor allen die Indonesierin Anggun überzeugt stimmlich bei leider nur zwei Tracks, Meridith Call und Kate Havnevik performen jedoch auch solide. Und dann natürlich der Graf! Der Graf? Wo isser denn? Noch nicht mal zum Tourabschluss lässt er sich live blicken. Für mich persönlich ist das mehr als ok, auch wenn ich den Song inklusive Vocals ganz charmant fand, aber dass der Titeltrack des neuen Albums es nicht einmal instrumental in die Setlist schafft irritiert dann schon etwas. Das Thema Setlist ist sowieso etwas schwierig: manche Titel wie 'Schiller' und das 'Glockenspiel' werden gefühlt auf jeder Tour 'durchgenudelt', während andere ‚Klassiker’ nur recht selten performed werden! Aber natürlich ist das Geschmackssache und deshalb außerhalb der Wertung. Besonders überzeugen diesmal ktaftvolle Instrumentals wie ‚Sommernacht’ oder ‚Berlin – Moskau’. Insbesondere bei letzterem Song wird die Corona aus Scheinwerfern, die über Christopher von Deylen hängt wunderbar eingesetzt und das Ambiente erinnert ein wenig an Bühnenaufbauten, wie man sie schon bei Pink Floyd gesehen hat. Extras gibt es neben dem erwähnten Bühnenaufbau im zeitraffe noch genau zwei. Das Video zu ‚Sonne’ in der Chill-Out Version und einen ‚Wall of Friends’, die zu fünf Tracks die Namen der Heerscharen von Schiller-Anhängern über den Bildschirm fahren lässt. Was man bei ‚Sonne – Live’ vergebens sucht ist das Besondere, der Zauber der eine solche Veröffentlichung kostbar macht. Ein leichtes Gefühl der Kommerzialisierung macht sich breit, denn Live-DVDs zu jeder Tour, insbesondere wenn die Bühnenshow sehr ähnlich ist, lassen ein $-Muster vermuten und machen die Releases nicht mehr einzigartig und unterscheidbar. Hinzu kommt, dass der Release als Einzel-DVD im Jewel-Case designed wurde und damit nicht so recht in die Reihe der schicken Boxen passen will, die Schiller sonst bekannt gemacht haben. Musikalisch zwar ein weiterer Beweis, dass Schiller auch live überzeugen können, als Gesamtpaket aber leider nur ‚nett’.