Mit "Gefühlskalt" präsentiert Joachim Sobczak nun den Nachfolger des Debüt-Albums "Flashback". Bekannt geworden durch Siechtum, wandelt er als Schattenschlag auf Solopfaden und behandelt auf seiner CD die dunklen und negativen Bereiche des menschlichen Lebens mit verzerrter Stimme. Erwähnenswert ist, dass dies fast ausschließlich auf deutsch erfolgt. "Nekromantik" und "X-perience" sind hier die englischen Ausnahmen. Das Album (oder EP?) bietet neben der Introskopie fünf "echte" Titel, wovon drei als insgesamt vier zusätzliche Remixe erscheinen. Außerdem gibt es noch zwei Bonustitel. Ein kleiner Fehler hat sich beim Druck der CD-Rückseite eingeschlichen, denn Titel Nr. 9 soll sicherlich nicht "Gefühlskalt (Remix By Noisex)" sein, sondern "Deine Augen (Remix By Noisex)". Wer mit diesen deutschen (allerdings daher verständlicheren) Texten bzw. dem verzerrten Gesang seine Probleme hat, der sollte dennoch einmal versuchen, die CD soundmäßig zu erschließen. Am besten mehrmals, da bei jedem Hören weitere interessante Kleinigkeiten zum Vorschein kommen. Musikalisch bewegt sich "Gefühlskalt" zwischen wilden Elektro-, EBM- und Industrial-Klängen, die teilweise dank eines durchgängigen Beats sehr tanzbar sind und dem Hörer trotzdem nicht von vornherein als schon bekannt vorkommen. Manchmal glaubt man zwar, ansatzweise Klänge von :Wumpscut:, Hocico oder anderen Vertretern des wilden Elektro durchzuhören, allerdings klingen die Titel zu keiner Zeit wie kopiert. Der Track "Gefühlskalt" ist ein gutes Tanz-Beispiel. Genauso „Deine Augen“, der durch seinen nebenbei laufenden Beeping Sound eine gewisse nicht ganz erdnahe Atmosphäre verbreitet. Bei "Schlagabtausch" scheinen sich Klänge von Apoptgyma Berzerks "Paranoia" wiederzufinden, die jedoch zusammen mit den Industrial-Breakbeats sehr fortschrittlich und club-tauglich wirken. Genauso ist es beim englischen Titel "Nekromantik" und beim, meiner Meinung nach, clubtauglichsten Titel "Schlachtfeld:Europa", wobei letzt genannter mit einem 4-on-the-floor-Beat ausgestattet ist. Nun folgen die vier Remix-Songs. "Nekromantik" im Agonoize-Remix, der soundmäßig auch von Joachim selbst sein könnte, das Original aber arrangementmäßig ganz anders interpretiert. Der "Deine Augen"-Remix von Chris L. (Dance Or Die) bietet einen album-untypischen Dance-Beat, der aber sehr passend zum Titel scheint. Wäre jetzt (zumindest diese eine Mal) die Stimme klar und nicht so verzerrt, wäre der Mix mein Lieblingstitel. Der dritte Remix – Noisex mit "Deine Augen" – wirkt etwas elektro- und tanzorientierter und geradliniger als das EBM-lastigere Original. Der Skoyz-Remix von "Gefühlskalt" ist eher für das Hörvergnügen geeignet. Durch die Elektro-Sequenzer-Spur wird er allerdings quasi-tanzbar. Die beiden Bonustracks sind eine interessante Zugabe. "Electricity" ist komplett instrumental und eine Mischung aus wildem Industrial-Ambient-Breakbeat und einem stark strapazierten Sampler. Ein wunderbares Hörvergnügen. Der letzte Titel "X-perience" ist im Downbeat-Bereich angesiedelt, bekommt dadurch eindeutig mehr Groove als der Rest der CD und sorgt durch die relativ kurze Titellänge für keinerlei Langeweile. Alles in allem ist die Titelzusammenstellung gut gelungen, die Remixe bieten interessante Erweiterungen zu den Originalen und die Bonustitel verdienen diese Bezeichnung zu Recht, auf Grund ihrer Andersartigkeit im Vergleich zum Rest der CD.