Irgendwie haben sich Röyksopp mit ihrer Ankündigung, das letzte Album zu veröffentlichen, selbst ein Bein gestellt. Entweder kaprizieren sich Fans und Presse nur auf diesen Umstand und vergessen darüber den Inhalt oder aber die Erwartungen an den Inhalt sind aufgrund dieser Tatsache extrem hoch angesetzt. Beidem wird "The Inevitable End" nicht gerecht, den die letzte Veröffentlichung der beiden Norweger im Albumformat hat weder die Heiligsprechung noch das Vergessen verdient. Fest steht, dass Svein Berge und Torbjørn Brundtland sich einen festen Platz in der Liga der elektronischen Musik erspielt haben und gerade mit ihren Gastsängerinnen und -sängern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf jedem Album einen Hit aus dem Hut zauberten. Auf "The Inevitable End" ist das nicht anders. Das durch den Vocoder-Einsatz verbunden mit wabernden Synthies an Daft Punk erinnernde "Skulls" sollte man eher als Intro verstehen. Der Song klingt relativ unaufregend. Ganz anders das nachfolgende "Monument". Im Gegensatz zur EP "Do It Again" haben Röyksopp den Song auf Normallänge verkürzt und ihm einen sägenden Beat verpasst. Damit klingt er zwar nicht mehr ganz so melancholisch wie auf der EP, hat aber von seiner Eindringlichkeit nichts verloren. Der Langsamkeit frönen Röyksopp dennoch mit Songs wie "You Know I Have To Go" mit Jamie Irrepressible von den Impressibles am Mikro. Der Gesang steht hier im Vordergrund und wird mit hellen Klängen angereichert. Nicht nur bei diesen Song schlittern Röyksopp knapp am Kitsch und manchmal auch an der Belanglosigkeit vorbei, man höre dich nur das sphärisch-melancholische "Sordid Affair" an. Doch genau dieses Schlittern hart an der Grenze erzeugt eben auch großartige Momente wie das schon früher veröffentlichte "Running To The Sea", das eindringlich von Susanne Sundfør intoniert wird oder das auf den Dancefloor schielende "I Had This Thing", das wieder von Jamie Irrepressible gesungen wird. Andererseits gibt es Songs, die nur noch vom jeweiligen Gastsänger gerettet werden. So wäre "Save Me" ohne die grandiose Stimme von Susanne Sundfør nur ein belangloser Pop-Song mit kräftigem Beat. Im beschaulichen "Here She Comes Again" schafft es auch Jamie Irrepressible nicht mehr, den Song aus dem Quark vor dem zu ziehen. Ganz schlimm wird es am Ende mit "Thank You". Als letzter Song des letzte Albums eigentlich ein Witz im 08/15-Gewand und nervender Vocoder-Stimme. Aber vielleicht ist das von den beiden Norwegern gewollt und will uns mir einem Augenzwinkern sagen: Es mag zwar das letzte Album, aber es wird nicht die letzte Musik von Röyksopp sein. Was Svein und Torbjørn direkt danach auch belegen, indem sie dem Album eine Bonus-CD beilegen, auf der noch einmal fünf Songs enthalten sind. Leider gibt es darauf auch kein Highlight mehr. Die RYXP-Version‎ von "Do It Again" hat mit leiernden Synthies und Retorten-Beat etwas vom heimischen Billig-Keyboard. Selbst das durch den Einsatz von Streichern klassisch angehauchte "Oh No" weiß nicht so recht, was es mit sich selbst anfangen soll. Ihren letzten Opus‎ haben Röyksopp zwar nicht vergeigt, aber das Duo hat zu viele Chancen vertan. Gerade weil die Texte mehr Gewicht haben und oft konträr zur Musik laufen, hätte‎ man daraus noch mehr machen können. Trotzdem ist unbestritten, dass die beiden ein Händchen für Melodien und Rhythmen haben, mit dem sie es immer wieder schaffen, die Musik im Ohr des Hörers zu verankern. Insofern ist "The Inevitable End" ein typisches Röyksopp-Album, nur ohne Abschiedsschmankerl.