Rover - Rover

Ein bisschen sieht Timothée Régnier aus wie eine moderne Version von Beethoven, zerzauste braune Locken im Halbprofil, weißes Hemd, schwarze Jacke. Und ja, Rover – so der Künstlername – hat etwas von Retro. Zwar gehen seine Wurzeln nicht in die Klassik zurück, Sechziger, Siebziger und Achtziger Pop hört man jedoch in verschiedenen Nuancen durch, die oft schwer zuzuordnen sind. Britpop der ersten und zweiten Generation wird genauso zitiert wie die britischen Wurzeln der Sechziger. Bowie bis Pulp, Kinks bis Roxy Music, diese Namen geben die Zitat-Breite an, die gerechtfertigt ist, die markante Stimme des mit üppigem Klangkörper ausgestatteten Sängers und die instrumentale Untermalung zu beschreiben. Das Album konzentriert sich auf den Balladen-Midtempo-Bereich, immer bedacht nicht die Komposition sondern den Gesang in den Vordergrund zu stellen. Zwar ist die Instrumentierung sehr klassisch gewählt, die Untermalung mit elektronischen Klängen wird jedoch nicht als problematisch gesehen. Hört man ‚Full of Grace’ könnte gar ein gecovertes Placebo-Stück im Spiel sein, so schön breiig schiebt es sich über sechs Minuten in die kleinen Gänge die zwischen Hammer und Amboss direkt in die rechte Hirnhälfte, unser emotionales Zentrum führen. Sowohl mit Kopfstimme als auch mit Bruststimme kommt der moderne Barde zurecht und integriert dabei eine Menge Ausdruck in die elf Lieder des ursprünglichen Albums. Sechs Bonus-Tracks haben es dann schließlich auch noch auf die CD geschafft und sind mehr Ergänzung als Füllmaterial. Vor allem ‚Father I Can’t Explain’ und ‚Berenice’ haben es nochmal in sich. Régnier versteht sein Handwerk und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn neben dem Gesang spielte er auch maßgeblich die Instrumente selbst ein und legte auf das schöne analoge Feeling mit dedizierter Produktionstechnik wert. Wer Coldplay nicht mehr hören kann und auch Keane wie ich spätestens mit ‚Perfect Symmetry’ den Rücken kehren musste, könnte die Fragilität und gleichzeitige Kraft, die die Frühzeit der beiden zitierten Bands ausmachte, hier evtl. in ganz neuer Form wieder finden.

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