Für manche Scheiben sollte es Kurzreviews geben, denn Roger Rotor bringt es mit seinem neusten Output „Sightseeing Bizarre“ mehr als auf den Punkt und zwar knapp und präzise. Aber so einfach ist es dann doch nicht. Gekonnt schafft Roger den Spagat zwischen Industrial und Techno, ohne dabei zu klischeehaft zu wirken. Pumpende Grooves, die nur er in diesem perfekten Maße zustande bringt, vereinen sich mit schroffen Melodien, manchmal reichen auch durchaus nur deren Ansätze, und eingestreutem Noise und erzeugen so die nötigen Ecken und Kanten. Ohne großartig drumherum zu reden kommt jeder Track umgehend auf den Punkt bzw. in Fahrt, in den Rhythmus. Die stetigen Beats werden hier und da variiert und aufpoliert, aber niemals so stark, um die Musik aus dem Takt und dem Gleichgewicht bringen zu können und wenn das Tempo hier und da mal etwas runtergeschraubt wird, bleibt immer noch ein gewisser Groove, der zumindest zum Mitwippen animiert – minimalistische Perfektion! Ist dies nun technoider Industrial oder industrieller Techno? Keins von beiden: Es ist Electrock'n'roll! Tatsächlich umgibt Roger Rotor und seine Musik etwas Rock´n´Roll-haftes, zwar nie offensichtlich oder auf die Spitze getrieben, aber dennoch irgendwie immer unterschwellig vorhanden und das verleiht dem Ganzen noch zusätzlich eine raue und durchtriebene Attitüde, die dem Sound ziemlich gut zu Gesicht steht. Es besteht kein Zweifel daran, dass diese musikalische Sightseeing-Tour ein Dauerbrenner auf den Tanzflächen werden wird.