Es gibt Klischees, die so oft bestätigt wurden, dass sie quasi Fakten sind. Nehmen wir zum Beispiel die Schweden. Sind blond. Waren während der WM 2006 ALLE in Berlin. Trinken im Ausland immer und viel. Trifft nicht auf alle zu? Na gut. Aber zwei Dinge haben die Schweden im Blut. Synth-Pop und Oldschool-EBM. Keine Einwände? Dachte ich mir. Ansonsten würde ich das neue Doppelalbum von Restricted Area als Argument anbringen. Das schwedische Duo ist der lebende Beweis für beide Thesen. Sieben Jahre nach dem letzten Album „Fun And Fearless“ und gute fünfzehn nach dem Debüt „Explode“ kommen Peter Elm und Konsorten mit Restricted Area zurück. Und wieder liefert er uns schwedischen Synth-Pop auf der einen und Electronic Body Music auf der anderen Seite. Im Gegensatz zu früher nicht mehr vermischt, sondern klar getrennt. „Core Excess“ liefert Synth-Pop, „Bulldozer“ pure Electronic Body Music. Leider liegt mir nur die „Bulldozer“ EP vor, aber die geht ohne Vorwarnung in die Vollen. Dabei liefern die meisten Songs zu hundert Prozent exakt was man von „Oldschool EBM“ in der Tradition von Nitzer Ebb (und seinen Epigonen) erwartet. Inklusive der genretypischen Songtitel. Allerdings hat Peter Elm wohl einen breiteren Musikgeschmack, denn Abwechslung beim Gesang („Misanth“ erinnert an Stücke von :wumpscut: mit weiblichen Vocals und bei „Slacker“ muss ich lustigerweise an Susanna Stammer denken). Es dominieren aber ganz klar die EBM-Bretter. Songs wie „Discipline“ oder „Weapon“ würde hervorragend in ein schwedisches Oldschool-Set passen - zwischen sagen wir mal Spetsnaz und CAP. Zu „Weapon“ existiert ein nettes Video, welches nach meiner Interpretation aufzeigt, dass der Song Waffen nicht verherrlicht. Wenn „Core Excess“ eine ähnliche Qualität hat, haben die Schweden ihr bestes Werk abgeliefert. Da ich das nun nicht sagen kann, bewerte ich nur die „Bulldozer EP“. Hier wird sicher nicht das viel zitierte Rad neu erfunden, ein Großteil der Bands aus dem Bereich Oldschool-EBM wird aber locker an die Wand gespielt. Für Genre-Anhänger lohnt sich das Antesten der zehn Songs auf jeden Fall.