Raoul Sinier - Guilty Cloaks

Raoul Sinier hat sich auf seinen letzten Veröffentlichungen schon durch so manches Genre gekämpft und verschiedenste Experimente angestellt. Einflüsse aus IDM, Electronic, Hip Hop, Breakbeat und anderen Genres hat er in seinen Tracks verarbeitet. Dabei war von Album zu Album eine konsequente Weiterentwicklung festzustellen, die jede Veröffentlichung des Franzosen zu einem spannenden Erlebnis machte, vor allem da Raoul Sinier auch stets den Humor nicht außer Acht lässt. Das sieht man auch am Titel seines neuesten (das MP3-Album "Covers" von 2012 nicht mitgezählt) Albums, "Guilty Cloaks". Doch auf diesem Album unternimmt Herr Sinier überraschende Schritte in Bezug auf Songwriting und Gesang. Der Opener "Overture 5" lässt dahingehend noch nichts Derartiges vermuten und erinnert durch seine ruhigen und melodischen Synthies ein wenig Siniers Landsmänner Air. Doch bereits mit "She Is A Lord", das von irrwitzigen Drums eröffnet wird, dreht sich der Sinier-Kosmos in eine unerwartete Richtung. Nicht nur, dass hier 80er-Indierock-Gitarren zu hören sind, nein, Raoul Sinier greift zum Mikro und überrascht mit hellem Gesang. Ähnliches wiederholt sich bei "Over The Table", das aber zu seinem treibenden Rhythmus mit bizarren Lyrics aufwartet. In "Too Late" kommt zu orgelähnlichen Klängen ein stampfender Beat hinzu, in "Flat Street" wird der Hörer plötzlich mit 70er-Jahre Artrock verwöhnt. "Winter Days" schraubt sich von melancholischen Piano-Klängen zu einem drängenden Crescendo hoch, das durch Breakbeats unterbrochen wird. Mit dem dramatisch klingenden "The Enlightened Man" beweist Raoul Sinier, dass verschwurbelte Beats, eigenwillige elektronische Klänge und klassische Songstrukturen sehr gut zusammen passen. Ähnlich verhält es sich mit dem abschließenden "Walk", das zur Veranschaulichung des besungenen Ganges von einem unruhigen Beat begleitet wird. Und damit ist klar, dass Raoul Sinier auf "Guilty Cloaks" zwar einerseits viel mehr in Richtung Song tendiert als bisher und er auch seinem Gesang wesentlich mehr Platz einräumt, er aber andererseits seinen Hang zu bizarren Themen sowie seine Experimentierfreude keineswegs abgelegt hat. Das lässt schon mit viel Vorfreude auf das nächste Album warten.

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