Die limitierten Auflagen der Deluxe-Editions der ersten drei Radiohead-Alben sind wirklich, wirklich schön geworden. Kleine Papp-Boxen, wie man sie vom Format bspw. von der vor einigen Jahren veröffentlichten Stereolab Werkschau kennt. Der Inhalt ist jeweils wie folgt: - Das Original Album im Papersleeve - Eine B-Side Collection im Papersleeve, die als Artwork die Cover der Singles ikonenhaft darstellt - Eine DVD mit den Videos zum Album, Fernseh- und Liveauftritten, ebenfalls im Papersleeve mit dem charakteristischen Symbol des Albums als Artwork - Das Original Booklet - Alle Cover der Singles als Pappkarten. Ein Format mit der man sich Mühe gegeben hat. Aber Achtung, diese Edition gibt’s nur kurzzeitig, bevor man sich dann auf das klassische 2CD-Format ohne DVD beschränken wird. Musikalisch schließt ’The Bends’ sicherlich an ’Pablo Honey’ an und ‚My Iron Lung’, bereits vorab als Single in UK bzw. als Minialbum in anderen Ländern veröffentlicht, weiß die hervorragenden Wechsel zwischen laut und leise in nur wenigen Minuten zu transportieren wie auch viele andere Lieder der Oxforder Musiker. Genauso charakteristisch für Radiohead ist dann aber auch der subjektiv schönste Song des Albums ‚Street Spirit’, der ohne Umschweife in die Alltime-Melancholie-Top-Ten gewählt werden muss, da gibt es gar nichts zu diskutieren! ‚Street Spirit’ ist groß, mindestens so groß wie ‚Karma Police’ und ‚No Surprises’ zusammen, die jeweils alleine dann auch schon unglaubliche Perfektion aufweisen. Doch mehr dazu im Review zu ’OK Computer’ . ‚The Bends’ ist das Radiohead-Album mit den meisten Singles. Fünf sind es und mit der Veröffentlichungspolitik im England der Neunziger, die meist zwei Versionen zu jeder Auskopplung vorsah, gibt’s zu ‚The Bends’ auch das meiste Bonus-Material. Einundzwanzig Tracks umfasst die zweite CD und dabei konnten die Remixes zu ‚Planet Telex’ und ‚High and Dry’ erst gar nicht berücksichtigt werden. Vierzehn B-Seiten, drei Acoustic-Tracks und die BBC Radio One Session mit vier Tracks lassen staunen, wie kreativ und produktiv die Band zu dieser Zeit war. Nicht die Masse der neuen Songs ist beeindruckend sondern auch, wie sich diese in den Gesamteindruck des Albums fügen. Ob ‚Trickster’ mit seinen wunderschönen Akkordfolgen und ersten Taktwechseln, das fesselnde ‚Talk Show Host’ oder zwei Minuten Indie-Leidenschaft bei ‚Banana Co.’. Die oben beschriebene Fülle an Material zeigt sich auch auf der DVD, die eine Spielzeit von neunzig Minuten aufweist. Wie bei den anderen Re-Issues sind die Videos zu den Singles enthalten, sowie Tracks vom Astoria-Konzert 94 (in Ergänzung der ‚Pablo Honey’ DVD). Eigentliches Highlight jedoch stellen die beiden Sessions dar, die mit sechs Songs zu Buche schlagen. Während die Aufnahmen der ‚2 Meter Sessions, eher eine Dokumentation aus dem Radio-Studio ist, wird ‚The Bends’ und ‚High and Dry’ bei Jools Holland in seiner Late Night Show als regulärer Fernsehauftritt performt. Musikalisch auch groß aber vom Ambiente her vielleicht etwas zu mainstream inkludiert Parlophone noch drei Auftritte von Top Of The Pops. Auch wenn der geneigte Fan bereits das meiste Material irgendwie sein Eigen nennt, wird insbesondere ‚The Bends’ in ferner Zukunft sicher als die Mutter aller Re-Issues ihren Platz im unendlichen Internet finden. Denn die Quantität ist enorm und geht erstaunlicherweise nicht auf Kosten der Qualität. Somit ist die Deluxe-Edition von ‚The Bends’ genauso wie die beiden anderen Boxen, ein großes Geschenk für alle die, die die Alben mit Anhang in Form von den begeleitenden Singles noch nicht ihr Eigen nennen. Für die Follower der britischen Art-Rocker hingegen lohnen sich die Re-Issues höchstens aus Sammlergründen, und wenn dann die limitierten mit DVD.