‚Hail to the Thief’ bildet den Abschluß der Radiohead-Ära auf Parlophone. Sechs Alben lang teilten sich die Oxforder Alternative-Electro-Rocker das Label mit Blur, den Pet Shop Boys und anderen wichtigen englischen Musik-Exporten. Nigel Godrich ist bereits zum dritten Mal als Produzent am Werk und drückt Radiohead seinen frickelig-schrägen Stempel auf. Das mag gefallen, ist mir jedoch eindeutig zu viel des Guten! Yorkes Melodien haben es zwar wieder geschafft an alte Zeiten anzuschließen und zum klassischen Songaufbau zurückzufinden, mit einem etwas harmonischerem Produktionsstil hätte man jedoch sicherlich mehr aus den neuen Songs machen können. Traurig ist wohl ein Wort, was in jedem Radiohead Review vorkommen muss, diese Vokabel erwartet man einfach. Traurig und ein wenig verzweifelnd krächzend, so findet man den britischen Sänger nun auch bei Songs wie ‚Sail to the Moon’, der aufgrund seines minimalistischen Aufbaus überzeugt, genauso wie im hypnotisch fiepsenden ‚The Gloaming’. Man erkennt Radiohead Songs einfach inzwischen ohne bewusst hinhören zu müssen aufgrund der Stimme Yorks, und wenn sich die Soundlandschaften auch noch so stark verändern… Zu gute halten muss man ihm dabei seine Chamäleon-gleichen Verwandlungen vom Guitar-Pop-Hero zum Ausnahme Elektroniker. Eine ehrliche Wandlung, die für ihn schlüssig erscheint und das ist schließlich die Hauptsache. Gut dass es da auch noch ein rein akustisches Angebot gibt, Songs wie das zweiminütige ‚I will’. Hier offenbart sich die wahre Stärke der vielschichtigen Kompositionen. Die Bonus CD vereint die kompletten B-Seiten der Singles zu ‚Hail to the Thief’, die in großen Teilen bereits als Japan-only EP ‚COM LAG: 2+2=5’ veröffentlicht wurde. Beeindruckend beweist darauf Four Tet mit einem Scatterbrain Remix wohin die Reise hätte auch gehen können, wenn man jemand anderen ans Mischpult bei der Albumaufnahme gelassen hätte. Im krassen Gegensatz dazu verhaut Christian Vogel seine Chance ‚Myxomatosis’ zu einem essentiellen Relaunch zu verhelfen. Belanglos mit billigen Beats braucht den Mix leider wirklich niemand. Beschwichtigend die Live Version von ‚Sail to the Moon’ aus der Jo Whiley Show. Was bleibt nun also von den neuen Re-Issues des Radiohead-Kataloges? Eine preiswerte Variante für Neueinsteiger oder Komplettisten. Fans haben einen bedingten Mehrwert, denn wirklich Neues vermisst man durchgängig. Nachdem Thom Yorke und seine Mitstreiter Parlophone den Rücken gekehrt haben und nun auf Eigenvermarktung vertrauen ist es nur verständlich dass das engliche Label versucht, die Rechte m vorhandenen Radiohead-Material möglichst gut auszuschlachten. Einen Vorwurf braucht es dabei nicht geben, denn schließlich bekommt man für sein Geld was geboten, wenn man sich denn zum Kauf entschlossen hat…