Alter Schwede, die Griechen sind auch im Audio-Bereich experimentell. Doch damit nicht genug, oder besser gesagt - zum Glück. Denn sie belassen sie es nicht bei der reinen Klangerzeugung sondern erweitern sie im Rahmen ihres künstlerischen Anspruchs um den visuellen Faktor. Der manifestiert sich einerseits im Hintergrund ihrer Live-Performances und andererseits durch visuelle Kunst auf der vorliegenden Enhanced-CD namens "Wroln". Sie ist nach dem Debüt-Album "Flopper" die zweite Veröffentlichung der Griechen Alexander Retsis und George Aggelides, die Qebo 1999 aus der Taufe hoben. Nichts für's Nebenbeihören aber erstaunlicherweise mindestens zur Hälfte für das gezielte Hören geeignet ist die 37-einhalb-minütige 7-Track-Ansammlung ein Kaleidoskop ähnlicher Klangformationen. Deren große Schnittmenge zeichnet sich durch die ausschließliche elektronische Klangerzeugung fernab der echten Tanzbarkeit, oft 'vershuffleten' Rhythmen in diversen Tempi und teils hektischen Vermischungen experimenteller "Kling-Klang-Schnipp-Schnapp-Biep-Bong-Kloing"-Klänge aus. Kleinere Ähnlichkeiten zu dem einen oder anderen Aphex Twin- und Konsorten-Track sind nicht ganz von der Hand zu weisen, auch wenn derlei Vergleiche durch genug Eigenständigkeit - im Rahmen der bekannten Experimentalsound-Grenzen - nicht notwendig sind. Der Grundgedanke aller Tracks ist damit definiert, dennoch variieren sie, was Nicht-Enthusiasten aber sicherlich nicht großartig aufmuntern dürfte. Hier einmal ein durchgängiger Beat wie bei "Cancer", da ein erhöhter Bass-Anteil ("Deepcore"), im Gesamtkonzept eher chillig - siehe "S06eth5ng" -, "Wroln" als wilder Industrial-Brocken und das abschließende "Kloink Media" als fast schon chilliger Experimental-Popsong, der an Apoptygma Berzerks "Detroit Tickets" erinnert. So bekommt Qebos kleine Zielgruppe durch "Wroln" genug Abwechslung geboten, wobei trotz aller wahrgenommenen Abwandlungen der Experimentalbegriff schon qua Definition so dehnbar ist, dass er eigentlich viel mehr in sich birgt als die schon so oft gehörten Klänge. PS: Eine kritische Anmerkung zu den Videos gibt es eventuell noch später als Kommentar, sobald sich ein PC findet, der sie auch abspielt...