"Audio System Frequency Tester" von !Pulss macht schon vor dem ersten Ton deutlich, womit man es zu tun hat. Das Artwork zeigt einen überdimensionalen Lautsprecher in einem futuristisch anmutenden, laborähnlichen Raum, umgeben von modularen Kontrollpulten, Messgeräten und einer kühlen, fast klinischen Beleuchtung. Dieses Bild transportiert auf visuellem Wege jene Essenz, die sich auch in der Musik spiegelt: eine akribische Erforschung von Klang, Frequenzen und räumlichen Resonanzen. Hinter !Pulss steht der langjährig aktive Elektronik-Künstler Kevin Lux, dessen über vier Jahrzehnte währende Auseinandersetzung mit elektronischen Sounds hier in einer konzentrierten, experimentellen Form mündet.
Im Zentrum der musikalischen Komposition von "Audio System Frequency Tester" steht die Idee, Klang nicht nur als bloßes Ergebnis von Produktionsprozessen zu verstehen, sondern als Material, das sozusagen wie unter einem akustischen Mikroskop betrachtet, analysiert und in seine Bestandteile zerlegt wird. Die Musik entwickelt dabei eine hypnotische Eigendynamik, in der tiefe Bässe, knackige Rhythmen und modulare Synthesizerläufe miteinander verschmelzen. Wie die futuristische Raumdarstellung des Covers suggeriert, geht es weniger um herkömmliche Songstrukturen als vielmehr um eine Laborstudie am lebendigen Klangkörper. Man empfindet die Tracks nicht einfach als konsumentenfreundliche Tanznummern, sondern vielmehr als fortlaufende Testreihen, in denen Frequenzbereiche ausgelotet und in unerwartete Richtungen gelenkt werden.
Diese Herangehensweise verleiht dem Werk eine fast wissenschaftliche Aura. Die Musik erscheint wie eine Versuchsanordnung, bei der Hörerinnen und Hörer eingeladen sind, ihr eigenes Soundsystem, ihre Sinne und ihre Bereitschaft zum aktiven Zuhören auf die Probe zu stellen. Dem Bild des gigantischen Lautsprechers, der imposant und unnahbar im Vordergrund steht, entsprechen die Klangkulissen, die zuweilen bedrohlich, dann wieder subtil, aber stets raumgreifend wirken. Die ästhetische Kühle des visuellen Kontexts findet in den klar umrissenen, organisch wirkenden Elektronikpassagen ein akustisches Gegenstück. Dabei entsteht ein Spannungsfeld zwischen analoger Wärme und digitaler Präzision, zwischen menschlichem Schaffen und maschineller Kontrolle. Das Resultat ist ein Klangraum, der sich für interpretierende Ohren öffnet und gleichzeitig eine gewisse emotionale Distanz aufrechterhält. Wer bereit ist, in diesen Raum einzutreten, wird mit einer Klangtiefe belohnt, die sich wie Schichten von Nebel erst nach mehrfachem Hören in all ihren Feinheiten offenbart.
Fazit: "Audio System Frequency Tester" ist ein Werk, das gleichermaßen Inspiration aus der Vergangenheit elektronischer Musik schöpft wie sich mutig ins Unbekannte wagt. Das visuelle Motiv des übermächtigen Lautsprechers in einer sterilen, futuristischen Umgebung veranschaulicht die Ambition des Albums: Klang soll körperlich spürbar sein, gleichzeitig aber einen abstrahierten Raum schaffen, in dem Frequenzen ebenso erforscht wie genossen werden können. Wer sich auf diese komplexe und gleichzeitig klar umrissene Klangwelt einlässt, wird nicht nur ein weiteres EBM- oder Elektronik-Album entdecken, sondern eine akustische Versuchsanordnung, die den Hörer selbst zum Teil des Experiments macht. Dieses Release besticht durch seine klangliche Konsequenz, seine atmosphärische Dichte und den Mut, abseits ausgetretener Pfade zu navigieren – eine gelungene Symbiose aus auditiver Forschung und ästhetischer Klangkunst. Reinhören!
!Pulss - Audio System Frequency Tester
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