Ein Blick in unsere Reviewliste und ich sehe schwarz… oder eben gerade nicht: Das neueste Werk der Hamburger Heugabelschwinger um Peter Spilles steckt in den Startlöchern und der Medienkonverter hat die letzten drei Alben einer der dienstältesten Elektroformationen Deutschlands mit Nichtbeachtung gestraft. 

'Blood' soll Mitte September erscheinen und da fragt der Chef, ob man sich mal dem Vorgänger 'Black' zuwenden könne. Aye Aye, Captain – ran an das (überraschend) gute Stück. Zunächst fragte ich mich, warum ich 'Black' (2013) links liegen gelassen hatte und die Erinnerungen an 'Quantum Mechanics' (2011) und 'Continuum Ride' (2010) schneller verschwanden als Spuren im Sand. Noch einmal drüber gehört: ach ja, ich fand sie Mist. Langweiligen, wenig voranbringenden Mist. War schon 'Dream, Tiresias' (2009) kein Album, das mich persönlich bewegte, so war der Eindruck der beiden Nachfolger in meinen Ohren noch schlimmer. Socken zusammenlegen erscheint mir spannender als das Lauschen der beiden Alben. Ich weiß, früher war nicht alles besser und der von mir geliebte Pitchfork Sound der 90er kommt nicht wieder, weil er 20 Jahre zurückliegt, aber ein wenig Energie, Spaß, Spannung und was zum Spielen – das sollte man schon erwarten dürfen. Die Skepsis beim ersten Durchlauf der 'Black' Promo war also deutlich vorhanden und …. wurde relativ schnell durch fast 1 stündiges wohlwollendes Kopfnicken zerdeppert. 

'Black' ist kein Manifest der Kreativität, aber die wohlbekannten Zutaten des Bandcocktails wurden anständig und mit deutlich mehr Pep vermischt. Herausgekommen ist ein Album mit vielen guten bis starken Sounds und wenigen reinen Füllern, ein Album, das einzig durch die Homogenität der Stücke und die damit einhergehende Ermüdung beim Gesamtdurchlauf etwas leidet. Das Tempo und die „Härte“ der meisten Songs (Gänsefüßchen sind notwendig, wenn man in Zeiten des Baller-Aggrotech an dieser Stelle von Härte spricht) knüpfen eher an die Ur-Pitchies an, Spilles brummelt unverkennbar durch die wie immer nicht 08/15 Texte und mit dem kraftvollen „Pitch-Black“, treibenden „Drums of death“ und dem wunderschön-schrägen „The circus“ eröffnet das Album stark mit drei Kaufgründen für Fans. „Rain“ ist eine typisch zahme aber nicht unschöne Single fürs Herz und „Contract“ ein willkommener und gelungener Geschwindigkeitsbruch. Zugegebenermaßen schafft die zweite Albumhälfte durch die angesprochene Homogenität des gesamten Materials nicht, mich genauso zu begeistern. Doch schwach sind „Storm flower“ und der „Acid Ocean“ (mit du-schaffst-das-Wohlfühl-Melodie) nicht und ich würde nur „Black santuary“ als lahm bewerten. „Nil“ beendet das Album dann sehr ruhig und ein klein wenig zäh. 

CD2 der Deluxe Edition glänzt in meinen Ohren nur mit dem lebendigen „Onyx“ – „Midnight moon misery“ und die Remixe braucht man(n) wie eine dritte Brustwarze. Project Pitchfork gibt es nun seit 25 Jahren und ich habe Zweifel, dass sie es jemals wieder schaffen werden, durch einen Stilbruch aus ihren tief in die Gothic Landschaft eingeprägten Fußspuren herauszukommen und zu überraschen oder begeistern. Mit ‚Black‘ schaffen sie es aber immerhin, nicht gänzlich wie eine etablierte Band zu wirken, die eigentlich nur aus Vertragsgründen im (fast) Jahrestakt neues Material herausbuttert. Das Album macht Spaß, hat Wiederhörwert und klingt frischer und überzeugender als die letzten Pitchfork UND Wumpscut Alben zusammen. Sind wir also gespannt auf „Blood“.