Advent, Advent ein Lichtlein brennt... nicht nur in den Häusern sündiger Laien, auch im Kloster der Bruderschaft Potentia Animi wurden Vorbereitungen zum höchsten Fest der Christenheit getroffen. Nicht faul durchstöberte man dabei das heimische Archiv und förderte laut eigener Aussage manche originalen Texte bekannter Weihnachtlieder zutage. Gepreßt auf ein Silberscheibchen mit dem vielsagenden Namen „Sind die Lichter angezündet?“ sollen diese nun dem unwürdigen Volke zur Erbauung und der Klosterkasse zum Klingeln verhelfen... Daß sich dabei so mancher Schabernack einschleicht, das war bei den unkeuschen Mönchen nicht anders zu erwarten, allerdings hätte ich nie und nimmer mit einer solch plumpen Verballhornung des mehr oder weniger geschätzten weihnachtlichen Liedgutes gerechnet. Zu Beginn noch harmlos mit einem Reim auf „Des Jahres letzte Stund“ offenbart sich die ganze Bescherung bereits bei „Morgen Kinder wird’s was geben“. Ob nun milde Gaben wie Ringe, welche man(n) eher selten am Finger trägt, lederne Pferdchen oder gelbe Vaseline tatsächlich witzig sind, sei mal dahingestellt, das ganze jedoch am Schluß bei „Schnabausens arme Kind“ nochmals von einem selbigen „schnappig“ dahinstolpern zu lassen, das kratzt arg an der Grenze des guten Geschmacks. Auch „Es ist ein Ros entsprungen“, wo zu den majestätischen Klängen von Gastbruder Goldman’s Orgel Lola aus der zarten Wurzel statt einer Ros’ ein (ganz und gar nicht wohlriechender) Duft entspringt, entlockt mir nicht wirklich ein Schmunzeln, ebensowenig die Vorstellung, daß „Tausend Sterne“ nicht länger ein Dom sind, sondern auf dem klösterlichen Klo für Licht sorgen, um in Zukunft bessere Treffsicherheit zu gewährleisten. Wie wohl tut es da, wenigstens das altehrwürdige „Stille Nacht“ mit wohlvertrautem Text zu vernehmen. „Kling Glöckchen, kling!“ wird dagegen mitten in eine Stadt des indischen Subkontinents verlegt, wo die Mönche mittels Tabla-Trommeln und Sitar wen auch immer verführen möchten. Hmmm... ob den Brüdern in der Abgeschiedenheit ihrer Zelle wohl entgangen ist, daß man das Weihnachtsfest dort in weiten Teilen der Bevölkerung gar nicht feiert? Und was hat „Oh Tannenbaum“ mit untreuen Mägdelein zu tun? Fragen über Fragen, die sich nach und nach zu einer einzigen verdichten. Findet eigentlich irgend jemand derartige Platitüden lustig? Ich jedenfalls nicht und so werde ich auch dieses Jahr, wie alle Jahre wieder, den Heiligen Abend mit der alten Rudolf Schock-Weihnachtsplatte meiner Eltern verbringen.