Bei Phasenmensch, dem Projekt von Wolfram Bange und Neuzugang bei Hands, muss man sich folgende Frage stellen: Gibt es sphärischen Industrial ? Ganz klare Antwort: Ja! Aus dem IDM- und Electronica-Bereich ist man melodiöse Musik mit verzerrten, unregelmäßigen Beats ja schon gewohnt, aber Phasenmensch schafft aus diesen Elementen eine ganz eigene Mischung. Allein, wie jeder einzelne Song auf Tagebuch eines Eremiten eine eigene Atmosphäre aufbaut ist hörenswert. Ganz langsam umhüllt sie den Hörer, nimmt ihn mit, ergänzt durch verhaltene Beats, mal eher im Hintergrund gehalten, mal etwas weiter vorne, mal einzeln und zaghaft und mal bestimment sind. Die Musik von Phasenmensch ist weder Ambient, noch Electronica, noch IDM, noch Industrial, noch Noise, denn irgendwie ist alles und noch viel mehr vertreten. Diese ganz eigenen Klang- und Soundkreationen lassen sich schwer beschreiben und doch möchte man so viel dazu erzählen. Die Musik strahlt so unendlich viel Emotionen aus, dass man manchmal entweder vor Ergriffenheit losweinen, oder die ganze Zeit einfach nur zufrieden lächeln möchte. Beim Hören baut sich eine gewisse Spannung auf, die manchmal durch geschickt eingewobene Sprachsamples dezent aufgewühlt wird, deren Bogen aber die gesamte Zeit gehalten wird, ohne plump zu zerreissen und den Hörer ein Teil des eigenen Klangkosmos werden lässt. Neben richtigen und echten Sehnsuchtsmelodien hält Tagebuch eines Eremiten aber auch potenzielles Clubfutter parat, wie z. b. Epoché oder Poesie der Zerstörung. Remixe und Zusammenarbeiten von und mit Dirk Geiger, Decuntstructivision, ICD-10, Philipp Münch, Needle Sharing, Access to Arasaka und Dalot sprechen für sich und spiegeln die Stärken der jeweils Beteiligten wider, die mal mehr im sich kontinuierlich steigernden Beat, mal im hektischen Breakbeat und mal in eher ruhigeren Flächen liegen. Phasenmensch ist wohl eine der richtig interessanten Entdeckungen der letzten Zeit und eine wirkliche Empfehlung für Menschen, die Musik nicht nur hören, sondern auch fühlen.