Schon länger hofft oder fürchtet die Menschheit auf die Nachricht, nicht allein im Universum zu sein. Was wäre, wenn wir plötzlich eine Botschaft einer extraterrestrischen Lebensform erhalten würden? Stanisław Lem beschreibt in seinem Roman "Die Stimme des Herrn", wie Wissenschaftler versuchen, genau solch vermeintliche Botschaften zu entziffern… und daran scheitern. Szymon Tankiewicz greift auf seinem zweiten Phaenon-Album, "His Master's Voice", genau dieses Thema auf. Dabei ist das Album wohl weniger als Tonäquivalent zum Buch von 1968 zu verstehen, sondern eher als Gefühl, als eine Empfindung. Bedrohliche, aber karge Drones schwellen einsam auf und ab. Geräusche hallen durchs All. Phaenon scheint einerseits vertonen zu wollen, wie sich die außerirdischen Nachrichten anhören könnten, andererseits beschreibt er auditiv den interstellaren Raum. Bekanntermaßen ist im All nichts zu hören, aber die Strahlungen, die sich durch den Weltraum bewegen, können hörbar gemacht werden. Phaenon wird diesem Paradoxon mit den beiden Titeln "Neutrino Radiation" und "Silentium Universi" gerecht. Wie die Wissenschaftler in Lems Roman weiß der Hörer nicht, ob er gerade Strahlung aus dem Weltraum oder eine Botschaft hört. Was für den Roman essentiell ist, ist für das Album nebensächlich, denn hier kann sich der wohlmeinende Hörer seine eigenen Gedanken machen und den von Phaenon gelegten Spuren folgen. Töne die wie verhaltene Rufe erschallen, metallische Klänge oder die im letzten Track leicht disharmonisch erschallenden Synthies erzeugen eine düstere aber faszinierende Vorstellung von durch den Raum schwebenden Wellen, von Teilchen, die seit Millionen von Jahren unterwegs sind und denen wir auf ihrem endlos erscheinenden Weg lauschen können.