Draußen fangen seit kurzem die Zugvögel wieder an zu zwitschern. Die Tage werden länger, die Sonne tut ihren Job langsam aber sicher immer pflichtbewusster. Mit einem Wort: der Frühling steht vor der Tür! Zeit, die speckige schwarze Lederjacke immer öfter im Schrank und vielleicht auch mal den harten Electro- und EBM-Sound im CD-Regal zu lassen… Wieso gerade jetzt nicht mal in die positiver gestimmte Pop-Abteilung greifen bzw. die eigene um einen Neuerwerb aus diesem Sektor ergänzen? Meine Wenigkeit, die soundtechnisch auch ordentlich was „auf die Mütze braucht“, hat sich getraut. Meine private Pop-Abteilung wurde erst einmal um das neue Pet Shop Boys Album „Yes“ aufgestockt. So viel sei hier vorausgeschickt: ich habe es nicht bereut – im Gegentum! Denn was hier während insgesamt 11 Tracks, die allesamt auf einem elektronischen Basis-Sound beruhen, geboten wird, ist nur mit dem Etikett „vom Allerfeinsten“ zu bekleben. Die nicht mehr ganz jungen Boys um Neil Tennant und Chris Lowe scheinen wirklich auf der Höhe ihrer Schaffenskraft angekommen. Kaum ein Song, der innovatorisch abfällt. Ohr wurmende Hits, melancholische Balladen, tanzbarer Disco-Stoff. Musikalische Pop-Sehnsüchte werden allerorten auf dem neuen Longplayer erfüllt. Die elektronische Basis der Songs wird hier und da von akkustischen Instrumenten interessant ergänzt. Wobei kein Geringerer als Johnny Marr von den kultigen (und leider „toten“) The Smiths des öfteren die Sechs-Saiter gezupft hat. Da es sich bei den Pet Shop Boys aber nun mal nicht um eine Electro-Rockband handelt, sind die Gitarren-Sounds natürlich nicht tragend im Gesamt-Erscheinungsbild, sondern eher ergänzend eingesetzt. Aber das Ganze wurde so geschickt verarbeitet, dass vorzügliche und abwechslungsreiche Arrangements die Folge sind. Wird das Album zunächst mit dem genauso hymnenhaften wie tanzbaren „Love etc.“ - siehe Rezi hierzu weiter unten - begonnen, folgt kurze Zeit später mit „Beautiful People“ (Achtung – kein Manson Cover!) eine Sixties-angehauchte Ballade mit Filmmusik-ähnlicher Instrumentierung, die kaum noch ein Elektronik-Duo hinter den voluminösen Sound-Kulissen erwarten lässt. Wieder anders dagegen der melancholische Track „Vulnerable“. Mutet er doch an, als könne er auch von einem früheren, eben elektronischerem Album der Pet Shop Boys stammen. „More than a dream“ lässt die BPM-Zahl hingegen wieder tanzflächen-kompatibel in die Höhe schnellen. Neil Tenannts unglaublich klare Stimme umschmeichelt den Hörer, während fast schon funkige House-Klänge das Tanzbein errigieren lassen. Der typisch britische Humor schimmert dann wieder beim Uptempo-Song „Pandemonium“ textlich funkelnd hervor. Ein gute Laune-Song durch und durch, der erneut – ich kann mich nur wiederholen – von Neils wunderschöner Stimme perfekt intoniert wird. Zum Ende hin wird hier sogar deutlich hörbar in eine Mundharmonika geblasen. Wieder von Johnny Marr, der die Gitarre eben durch das durch Western Filme bekannt gewordene metallische Blasinstrument ausgetauscht hat. Yes! Was kann man mehr verlangen? Hier wird sophisticated Pop in Perfektion geboten. Und das sowohl textlich als auch vom Songaufbau und Arrangement her. Letztlich aber auch was den Wiedererkennungswert bzw. die sehr große Hitdichte von „Yes“, dem mittlerweile zehnten Album der beiden Briten, angeht. Also – die poppige CD rotieren lassen, Fenster auf: Frühling rein!