Pet Shop Boys - Did you see me coming?

Als uralter Pet Shop Boys-Fan kann ich es mir an dieser Stelle natürlich nicht nehmen lassen, den Senf aus meiner Gehirn-Tube auch über die neueste Maxi-CD-Veröffentlichung des kongenialen Pop-Duos auszugießen. Als zweite Auskopplung des allerorten sehr positiv aufgenommen Albums „Very“ wurde das locker-leichte, wohlige Sommer-Emotionen evozierende Stück „Did you see me coming?“ auserkoren. Sicher eine gut überdachte Entscheidung des Plattenlabels und eine passende obendrein, wie ich denke. Ein großer Kaufanreiz für jeden Fan, der den Longplayer bereits sein Eigen nennt, dürfte vor allem die Tatsache darstellen, dass ganze drei Non-Album-Tracks mit auf die Maxi gepackt wurden. Das ist eine Menge, auch wenn die Pet Shop Boys seit jeher dafür bekannt sind, mit qualitativ hochwertigen Tracks, die nicht dem aktuellen Album entnommen sind, ihre jeweiligen Auskopplungen zu ergänzen. Aber gleich drei Stücke – das ist ein absoluter PSB-Rekord, den sich alle eingefleischten Anhänger, inklusive meiner Person, gerne gefallen lassen! Das Titel-Stück kommt völlig ungeremixt daher. Das macht mir nix; waren auf der ersten (deutschen) Maxi-Auskopplung „Love etc.“ doch gleich fünf Neuinterpretationen aus den Hinterhof-Frickel-Schmieden versierter und weniger versierter Mixer vertreten. Die drei ganz neuen Stücke sind sämtlich sehr elektronisch ausgefallen. Will sagen, sie hören sich auch so an. Opulente Streicherarrangements und von Johnny Marr (vormals The Smiths) höchstpersönlich gezupfte Gitarren sind – im Gegensatz zum Album - nicht verwendet worden. Gerade ältere PSB-Fans, die die kühlere, elektrische Seite der Beiden zu schätzen wissen, wird es sicher freuen. „After the event“ wurde zwar recht sparsam arrangiert, aber über der ziemlich simplen Basslinie kommt Neils wieder einmal überaus klarer, angenehmer Gesang nur umso präsenter rüber. Während des Refrains setzt dann sogar wieder der hintergründe Männerchor, der uns bereits bei „Love etc.“ begegnete, ergänzend ein. Gelungen. „The former enfant terrible“ ist ziemlich experimentell gehalten. Neil präsentiert sich in diesem Refrain-freien Stück während seines Sprechgesangs mit ungewohnt lasziv-düsterem Timbre. Ein interessantes, alternatives Stück. Herrlich anzuhören, wie die beiden Briten auf den Maxi-CDs auch diese Seite ihres musikalischen Wesens ausleben. Bei „Up and Down“ wird`s dann wieder griffiger, aber nicht unelektronischer. Dieser Titel, mit einer ziemlich poppigen Indie-Coolness dargeboten, hätte auch aus der Feder von New Order stammen können, die ja gerade dieses Feld immer sehr erfolgreich beackert haben. Ein starker Track, der auch ungeremixt im Club der kühlen Electro-Freunde bestehen könnte und bei manchen Acts sicher sogar auf der „A-Seite“ gelandet wäre. Resümee: Schöne „Non-12inch-Maxi“, die vor allem alte Freunde der Erfinder des Sophisticated Electro-Pops begeistern dürfte. Neue Freunde, die eine ziemlich andere Seite des Duos kennen lernen möchten, sollten ebenfalls zugreifen.

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