Patenbrigade: Wolff - Ostberliner Bauarbeiter

Patenbrigade Wolff - Ostberliner Bauarbeiter

Electro-Ambient für Turmdrehkranführer - das ist die selbst gewählte Musikkategorie der Patenbrigade: Wolff. Wem der Bandname nichts sagt, der weiß vielleicht eher mit Dust Of Basement etwas anzufangen. Da DOB allerdings seinen festgelegten Stil im Electro-Synth(Pop)-Bereich hat, dient die Patenbrigade für den Brigadier Sven Wolff und Brigadeleiter Lance Murdock demzufolge als Nebenprojekt für ihre weiteren Ideen, die, wie zu Beginn genannt, eher im Electro-Ambient-Genre angesiedelt sind. Und da die Beiden anscheinend eine Vorliebe für Kräne und Baustellen haben, was sich auch in ihren Auftritten widerspiegelt (das Video zu dieser Maxi gibt darüber Aufschluss), lässt sich dieser Umstand ebenfalls in den Bezeichnungen ihrer Songs wieder finden.

Zwei Alben haben sie schon veröffentlicht - "Laut" und "Werkzeugbuch" -, die mit ihren teils filigranen und melodiösen Arrangements im Bereich von sehr ruhig bis Industrial sehr empfehlenswert sind. Die dritte CD - "Hochstapler" - ist für Frühjahr 2005 geplant. Die vielen MP3-Samples auf der Homepage bieten übrigens schon vor Kauf einen sehr guten Überblick des musikalischen Spektrums der Patenbrigade: Wolff. 4-on-the-floor-Beats sind für die Patenbrigade eher die Ausnahme. Bei ihrer aktuellen, auf 100 Stück limitierten Maxi-CD "Ostberliner Bauarbeiter" kommen sie bis auf den Bonustrack jedoch zum Einsatz.

Der Haupttitel "Ostberliner Bauarbeiter" mutet wie ein Stück Zeitgeschichte an. Es setzt sich aus teils groovenden, eher langsameren Midtempo-Beats, kühleren Electro- und melodiösen Flächensounds sowie Sprachsamples, u. a. von Walter Ulbrichts Rede von unterstellten Absichten eines Mauerbaus, zusammen. (Wer übrigens den Gesamtzusammenhang der westberliner DGB-Rede hören möchte, dem sei der Bonus Track empfohlen.) Ab und an verweben sich die Zwischenspiele zu einer kurzen Vielschichtigkeit, die dem Song noch zusätzlichen Drive und Fülle verleiht. Sicherlich wird es der eine oder andere Hörer eher albern finden zu dieser Art von Sample-Mucke über die Tanzfläche zu sausen, aber trotz dieses Einwandes sind dennoch verstärkte Clubatmosphäre und vor allem Akzeptanz zu vernehmen.

Der DAC-Platz 16 im Dezember 2004 beweist dies. "Krantransport" zeigt wiederum das eigentliche Anliegen der Projekts: Musik für die Baustelle. Im speziellen Fall geht es um die Sicherheit beim Anbringen von Lasten am Kran. Der Titel entwickelt sich, ebenfalls im langsamen Midtempo gehalten, groovend, bald sphärisch, bis nach etwas mehr als einer Minute die Gastsprecherin Sara Noxx mit dem Vortrag der Anweisung beginnt. Ab der dritten Minute lässt Jean Michel Jarre durch einen seiner typischen Flächensounds etwas grüßen. Der harmoniert jedoch sehr gut mit dem Rest des Titels und ist übrigens auch in weiteren Songs der Patenbrigade zu finden. Etwas eigenartig wirkt es schon, wenn solch eine Bedienungsanleitung mit einer beatlastigen Ambient-Unterlegung vorgelesen wird. Für Electro-Bauarbeiter bietet der Titel somit aber sicherlich eine sehr gute Symbiose aus Lernhilfe und angenehmer Unterhaltung. Mich würde allerdings stark interessieren, welche Stimmung der Song in einer rein instrumentalen Fassung hervorzaubern würde. Denn so lustig oder ausgefallen der stimmliche Zusatz auch ist, "sprachlos" wäre er als Zusatztrack eventuell für den heimischen oder Club-Chillout ein weiteres Schmankerl.

Alles in allem sind die Songs wieder sehr professionell arrangiert und produziert. Als Anhänger der Electro-Ambient-Puristen hätte mich, wie schon erwähnt, auch eine rein instrumentale Fassung der Songs gereizt. Aber in dieser Richtung bietet das Duo ja sowieso schon eine Menge an - siehe "Laut" und "Werkzeugbuch".

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