Oyaarss – ein Name der befremdlich klingt und eingehend einer Erklärung bedarf. Es handelt sich um ein aus Lettland stammendes Elektronik-Projekt, welches jedoch mittlerweile in Großbritannien heimisch ist. Ich hatte zuvor noch nie von dem Projekt gehört, der gewisse Exotenstatus sowie Artwork und Labelinformation machten jedoch neugierig und so war ich ziemlich auf die Musik gespannt... Oyaarss bieten auf „Bads“ (Lettisch für „Hunger“) eine in meinen Ohren recht ungewöhnliche Kombination verschiedener elektronischer Elemente, die auf den ersten Blick gar nicht so recht zusammenpassen. Umso erstaunlicher ist es, dass sich dennoch ein meist harmonisches Gesamtbild ergibt. Durch alle Tracks zieht sich ein roter Faden in Form eines gehörigen Industrialeinschlags, der sich vor allem durch metallische und verzerrte Percussionsounds äußert. Diese wirken allerdings nicht platt und abgedroschen wie bei manch anderer „Krachkombo“, sondern klingen durchdacht und komplex. Im krassen Gegensatz zu den industriellen Sounds, die die Basis der Lieder bilden, wirken die melodischen und fantasievollen Klänge, die darauf aufbauen sehr harmonisch und lassen so einen interessanten Kontrast entstehen. Vielfach lässt sich eine soundtüftlerische Detailverliebtheit erkennen und man spürt, dass eine Menge Herzblut und Emotion in dieser Produktion steckt. In einigen Stücken kommen (lettisch) gesprochene Textpassagen vor, die Erzählungen gleichen und einen weiteren ungewöhnlichen und mitunter mystischen Impuls in die Musik bringen. Der einzige negative Aspekt ist die Tatsache, dass die recht ähnlich klingenden Rhythmen im Laufe des Albums ein wenig Monotonie aufkommen lassen. Allerdings besteht das Projekt anscheinend noch nicht allzu lange und es ist bestimmt nicht uninteressant, den weiteren Weg von Oyaarss zu verfolgen, kann man doch jetzt bereits eine gewisse Eigenständigkeit erkennen, die das Projekt sehr wohl von den Genrekollegen abhebt. Als Anspieltipps seien „Malduguns“ und „Dimba“ genannt, die meiner Meinung nach besonders aus den zehn Tracks hervorstechen.