„Touch yourself!“ haucht eine sanfte Frauenstimme ins Mirkophon, als die ersten Töne des neuen Ordo Rosarius Equilibrio-Albums „O.N.A.N.I.“ erklingen. Na wenn das mal keine Aufforderung ist...!? ;o) Befasst man sich mit der Band und ihren Alben verwundert sie jedoch nicht – steht die Sexualität in allen ihren Ausrichtungsformen doch immer mehr oder minder im Mittelpunkt des Schaffens der Schweden. Keine (mir bekannte) andere Band schafft es Erotik derart gekonnt in Musik zu verpacken, wie Tomas Pettersson und Rose-Marie Larsen es tun. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass sich das Duo nun mit dem Thema Masturbation befasst. Ausgelöst und inspiriert wurde das Werk durch den wörtlichen Höhepunkt der Sexualität – dem „petite mort“, dem Orgasmus. „O.N.A.N.I.“ ist bereits das achte Studioalbum Ordo Rosarius Equilibrios. Es ist irgendwie genau das, was man erwartet hat und doch wieder etwas ganz eigenes. Beim ersten Hören schaute ich mehrmals verwundert zur Anlage – viele Stücke klangen für mein Empfinden zu poppig, bedachte ich, welche Formation ich mir anhörte. Doch je öfter die CD lief, desto mehr fand ich die typische Handschrift Tomas Petterssons. Das gesamte Werk ist dichter, hypnotischer und düsterer als man zu Beginn vermuten könnte. Das Album beginnt sehr sphärisch. Die Stimme der Muse Rose-Marie Larsen war bisher selten so deutlich zu hören. Sinnlich, fast schon schüchtern flüstert sie diverse sehr eindeutige Aufforderungen ins Mikro, Tomas’ Gesang gesellt sich im Refrain, begleitet von einer wundervollen Trompeteneinspielung, hinzu... eine gute Einstimmung auf das, was einen weiterhin erwartet. Es folgt ein Titel mit Ordo-typischen, rituell anmutenden Trommeln, welche aber lange nicht so dominant wie früher zu hören sind und so eine sehr hypnotische Basis schaffen. „Can you hear the devils laughing? (Or is it just me)” ist dann das erste wirklich düstere Stück der Platte – was vor allem durch die Einspielung dunkler Kirchenglocken und Rabengeschrei diverse Phantasien evoziert. „The love and defiance of being alive“ kann man kurz mit einem Wort umschreiben: wunderschön. Eine sanfte Basslinie, Akustikgitarre, Piano, Glockenspiele und die wunderbare Stimme Petterssons. Die Art, wie er über das Gefühl zu leben, über Hass, Liebe und Schmerz sinniert, lässt den geneigten Hörer geradezu dahin schmelzen. Auch die folgenden Titel zeichnen sich durch sehr Ordo-spezifische Feinheiten aus: ein paar Klaviertöne beispielsweise, die es auf wunderbare Weise schaffen trotz ihrer minimalistischen Art ins Ohr zu gehen und dort zu bleiben; oder tiefe Klangflächen, die eine unheimlich sinnliche Atmosphäre schaffen. Mal poppig-verträumt, mal dramatisch-düster bieten die Stücke immer das, was die Titel versprechen. Besonders hervorzuheben wären an dieser Stelle noch „Cum, and let me lead you far astray“, „I will: even after the flowers are gone“ sowie das abschließende „Confessions of a sinflower“. Ersteres besticht durch eine ohrwurmverdächtige Trompetenmelodie und eine erhabene Gesamtkomposition. „I will ...“ ist ein wunderbar melodiöses und herzerweichendes Lied - eine in eine Klavier- und Akkordeonmelodie gekleidete Ode, welche einem sehnsuchtsvollen Versprechen Petterssons an seine Geliebte gleicht. Der letzte Titel des Albums überzeugt als experimentellstes Stück auf der Platte, welches durch rituelle, vorwärtstreibende Drumcomputersounds und dem Zusammenspiel Petterssons und Larsens zwar recht poppig, aber doch individuell wirkt. Allgemein zeichnet sich „O.N.A.N.I.“ durch den Einsatz verschiedener Instrumente wie Piano, Akustikgitarre, Bass, Drum-Computer und Schlagwerk sowie einer Trompete, nicht zu vergessen der unvergleichlichen Stimme Tomas Petterssons (und dieses Mal vernehmbarer als bisher auch die Stimme Rose-Marie Larsens) aus. Untermalt wird das Ganze durch tiefe, ambienteartige Klangflächen, Einspielungen von Mönchschorälen, Rabenschreien und dem Stöhnen männlicher wie weiblicher Personen. Die Musik ist gesamtkompositorisch ungemein verwoben, verspielt und einfach wunderbar arrangiert. Insgesamt ist Tomas Pettersson in Zusammenarbeit mit seiner Geliebten Rose-Marie wieder ein wundervolles und großartiges Epos gelungen, welches sich nahtlos in die Riege der älteren Ordo Rosarius Equilibio-Alben einfügt und doch ganz für sich allein bestehen und bestechen kann. edit April 2009: Ja, ich weiß... die Rezi ist schon mehr als lang genug. Allerdings erhielt ich vor kurzem meine O.N.A.N.I.-Box mit all dem Bonusmaterial, welches die Veröffentlichung des Albums so sehr verkomplizierte. Entsprechend stehen diesen Beigaben wohl doch ein paar kurze Sätze zu ;o) : Die Box erscheint in edlem, weißen Karton und gleicht im Artwork der LP. Innenliegend lachen einem 8 sehr schöne s/w-Photographien im Format 12x12cm entgegen, welche die Phantasie anregen sollen und den einen oder anderen genaueren Blick lohnen. Weiterhin gibt es ein Video zu "Glory to thee, my beloved masturbator" zu sehen, welches, nun ja, nicht immer genau erkennen lässt, was man da eigentlich sieht, aber in anderen Sequenzen dann doch wieder sehr offensiv und bereitwillig verschiedene Formen der Onanie zeigt. Der Hörer, respektive Zuschauer möge selbst entscheiden, was er von dem Gesehenen hält. Alles in allem ist die Box für jeden Fan aber sehr wohl den Euro mehr wert...! ;o)