Wer sich hier dann und wann in meinem Artikeln verirrt, der weiß: Ich bin ein großer Freund des Dungeon Synth. Dieses kleine Subgenre ist schräg, eine Fundgrube für Freunde schwarzmetallischer Intros und Computerspiele-Musik der 80er und 90er und durch seine Positionierung quasi am Rand einer Randgruppe beflügelt vom Geiste des chaotischen Enthusiasmus, wenn es um seine Vertreter geht. Insbesondere Bandcamp erweist sich als Fundgrube für unendliche Fluten künstlicher Klangwelten und man muss schon genau graben und noch viel genauer hinhören, um Juwele aus der Masse herauszupicken.
Mit Örnatorpet verhält es sich quasi antizyklisch zur Mehrheit im Genre: Das vor ungefähr 5 Jahren in Erscheinung getretene Projekt aus Schweden war bereits ab dem zweiten Werk bei Nordvis unter Vertrag und konnte dadurch größere Beachtung erfahren, indem diverse E-Zines Promos erhielten und Nordvis insgesamt ja einen Namen in der Metal-Szene genießt. In einem Genre, in dem die meisten in Eigenproduktion agieren oder kleine Deals mit Kleinstlabeln erheischen, ist eine solches Vermarktungsfundament unüblich. Und bereits seit den frühen Stunden des Projektes frage ich mich, wie es dazu kommen mag, denn Örnatorpet sind in meinen Ohren nicht in der Lage, den Titel „Sweden’s leading dungeon synth project“ inhaltlich zu begründen (auch wenn dies das Promoschreiben behauptet). Dabei möchte ich nicht behaupten, dass die Alben, die bisher erschienen, in irgendeiner Weise schlecht seien. Sie sind nett. Punkt. Einfach nur nett.
‚Evigt främmande, evigt fjärran‘ klingt in meinen Ohren wie eine astrale Verknüpfung der frühen Werke von Mortiis und des einen Wunderwerk von Wongraven aus den 90ern. Die dumpf abgemischten Samples, die unverständlich im Hintergrund wabern, schaffen noch so einen klitzekleinen eigenen Raum, aber insbesondere ist das Bild bestimmt durch wabernde Melodiereigen, die behäbig vor sich hin treiben. Örnatorpet sind wie der Fiebertraum von einem Dungeon Synth Album, nie ganz greifbar, aber auch zu wenig eigenwillig, um wirklich aufhorchen zu lassen. Ja, es ist in meinen Ohren das bisher stärkste Album des Projektes und nein, man macht nicht wirklich etwas falsch, wenn man sich das Werk gönnt. Aber ich würde Örnatorpet weiterhin in der zweiten Reihe des Dungeon Synth verorten und mir für andere Projekte diese Aufmerksamkeit wünschen.
Örnatorpet - Evigt främmande, evigt fjärran
05.05.2023 / Nordvis Production
https://ornatorpet.bandcamp.com/album/evigt-fr-mmande-evigt-fj-rran
- På jordrygg ett slott är rest
- Likt ett rött sken ur fjärran
- Fientliga stjärnor stiga
- Midnattens mara är över oss fallen
- Världsalltets stränder blinka
- Den nya tiden blickar ned på jorden
- Lyss till den röst som sjunger
- Människornas hav
- Evigt främmande, evigt fjärran