Achtung Gehörgangakrobaten: Nucleus Torn vollenden mit 'Neon Light Eternal' nicht nur den Lichter-Doppelschlag sondern beenden damit vorerst ihre Arbeit. Fredy Schnyder, Kopf des Projektes und seit 18 Jahren Herausforderer der Hörgewohnheiten, hat sich mit Beenden des vorliegenden Werkes eine 10jährige Schaffenspause auferlegt. Ist das Album aber eines Schlusspunktes würdig? Nucleus Torn knüpfen den bei 'Street Lights Fail' begonnenen Faden fort und bieten diese unnachahmliche und es dem Hörer nie einfach machende musikalische Mischung zwischen Perfektion und Wahnsinn. Wunderschön instrumentalisierte karge Landschaften, mal schroff mit lauten E-Gitarren skizziert, mal sanft mit folkigem Pinsel geschwungen, ein Cembalo hier, eine einsame Pianolinie dort, ständige Brüche, Momente absoluter Stille und viele überraschend schmusige Melodien – allein der erste Track „A declaration of mistrust“ ist eine Achterbahnfahrt, die Hörern über 23 Minuten die volle Konzentration abfordert. Und selbst dann sind die Brüche in Melodie und Stil so beeindruckend, dass man verwundert auf die Anzeige der Anlage schaut.... „Ja, das ist noch der gleiche Song“. Es lohnt sich aber, auch wegen Anna Murphys erneut ungemein gelungenem Gesang. Leider muss ich zugeben, dass das folgende „Nothing between you and death“ mich nicht im Mindesten reizt. Die in meinen Ohren plump und stumpf runtergedroschenen E-Gitarren-Riffs und der zum Teil aufgesetzte Sprechgesang sind sicherlich Teil des Konzeptes, aber nach meiner wohligen Begeisterung für den ersten Track kann ich mich nur mit Mühe zum Hören dieses Stückes zwingen – weiterhin gönnen Nucleus Torn dem Hörer keine Gnade und werkeln komplex vor sich hin und alles im Hintergrund erkennbare könnte mich reizen – doch diese nervigen Schrammelriffs.... ne ne ne. Zwar ist nach 4 Minuten Schluss und der Track entwickelt sich in eine ruhige, fast schon jazzige Nummer, doch bis dahin ist mir die Stimmung verhagelt. Der Abschluss, „Street lights fail“, beendet das Album, den Lichter-Zyklus und auch die 18 Jahre Nucleus Torn so, wie erhofft: keine leichte Kost, aber ungemein faszinierend. Tjoa, Nucleus Torn haben mich auch mit 'Neon Light Eternal' herausgefordert. Ich hatte Freude, ich hatte Gehirnjogging und in weiten Teilen erlebte ich einen Gewinn für den Erfahrungsschatz. Der unschöne Beginn des zweiten Liedes fällt aber gerade bei einer Gesamtzahl von wieder (nur) drei Songs arg ins Gewicht und so bleibt 'Street Lights Fail' als stimmigeres Werk im Gedächtnis zurück. Ich wünsche den Musikern, insbesondere Fredy Schnyder, alles Gute für ihre Zukunft und bin gespannt, wie es 2025 dann weitergeht.