Elf Tracks voller Melancholie, dunkler Atmosphäre und Weltschmerz. Das sind die charakteristischsten Eckpunkte des ersten Longplayers "Last Years Calling" der Chemnitzer Neo-Folk Gruppe Novalis. Es sind 11 schöne ruhige, nachdenkliche Songs, die so richtig in diesen verregneten Sommer zu passen scheinen - sparsam instrumentiert (Gitarren, Drums, Keyboards), abwechslungsreich arrangiert und doch mit hohem Wiedererkennungswert. Der vielseitige Gesang tut ein Übriges zur Kurzweil beim Hören beizutragen. Die Songtexte sind bis auf eine Ausnahme ("Vom Traum") in Englisch. Ruhige, getragene Balladen wechseln sich ab mit hymnischen, treibenderen Songs, ruhige (Song)Passagen mit aggressiveren - aber es gelingt Stev Schumann und Marcel Hinkel immer, ein harmonisches Ganzes dabei entstehen zu lassen. Hervorzuheben sind hier die Ballade "Courage", das hymnisch-sphärische "Of the Golden Future Time", das zornige "Hey God", das eigentlich ruhig-getragene, jedoch mit einem treibenden Refrain versehene, "Dying Source" und - mein Favorit - das synthilastige "Drowning", das sich anschickt, einen mit sich in die Tiefe zu ziehen. Das auf Deutsch gesungene "Vom Traum" hätte sicherlich auch ein mittelalterlicher Minnesänger nicht besser hinbekommen. Ausgerechnet der letzte Song "Soul Flight" ist für mich leider auch der einzige 'Schwachpunkt' auf diesem ansonsten sehr gelungenen Werk: er erinnert sehr an den 2. Song "Human", sowohl von der Stimmung, wie auch vom Arrangement. Diese 'Wiederholung' kann natürlich durchaus gewollt sein - als eine Art Reprise und ruhiger Ausklang - auf mich wirkt es jedoch nach dem energischen "Drowning" eher störend und wie ein abruptes Runterschalten in einen niedrigeren Gang. Für nachdenkliche Stunden, melancholische Momente und verregnete Tage, sowie darüberhinaus jedem Neo-Folk-Liebhaber kann ich Novalis "Last Years Calling" durchaus empfehlen.