Die Wiedergeburt der 80er Was machen vier altgestandene Rocker wohl am liebsten in ihrer Freizeit...? Motorrad fahren, Hotels verwüsten oder sich auf 80er Jahresparty rumtreiben. Im Falle von Marco von Nightwish, Tony von Sonata Arctica, JP Leppäluoto von Charon und J Ahola von Teräsbetoni scheint alles auf letzteres hinaus zu laufen. Anders kann man sich „Reborn“ und die damit verbundene musikalische Zeitreise nicht erklären. Vier international bekannte Künstler machen sich auf, die 80er zurück auf die Leinwand zu bringen und verwandeln weltweit gefeierte Popsongs in metallisch-orchestrale Nackenbrecher. Herausgekommen ist ein ungemein abwechslungsreiches und facettenreiches Album, mit viel Charme, erstklassigen gesanglichen Leistungen und den verrücktesten Umarrangierungen seit der Erfindung der Geschlechtsumwandlung. Da wird Billy Idols „Rebel Yell“ zu einer über sieben Minuten langen, düsteren Doom-Nummer mit pechschwarzem Orchester, Lionel Richies Schmusehit „Hello“ zu einer reinrassigen Powermetallnummer und aus dem schnellen „I just died in your arms “ von Cutting Crew mittels verträumten Streicher, sanften Keyboards und theatralischem Gesang der reinste Schmalz. Die Jungs zeigen Mut zur Veränderung und haben hörbar Spaß daran. Man erinnere sich nur an lieblose Cover-Alben, mit denen mal eine schnelle Mark verdient wurde. Hier jedoch wurde reichlich Zeit und Liebe investiert, um aus den Schätzen der 80ern (und teilweise 90er) unbekannte Facetten und neue Seiten zu entdecken. Peter Gabriels „Sledgehammer“ ist dafür ein perfektes Beispiel, denn den im Original doch leicht sperrigen Harmonien wurden die Zähne gezogen und sieh da: plötzlich ergießt sich der Song in einer unglaublichen Leichtigkeit und Verspieltheit, wie ich sie noch nie gehört habe, während „Creep“ zu einer wahrhaften zähen Horrorballade umgeschrieben wurde und in jeden Grusel-Film von Tim Burton passen würde. Warum die Männer ausgerechnet jedoch „We don’t need another hero“ (hier gibts das Video dazu) auskoppeln mussten, bleibt mir ein Rätsel. Ein Ausfall ist er auf keinen Fall, doch überzeugen können andere weit mehr. Vor allem und über allem steht „Brothers in Arms“ – der finale Höhepunkt. Fette soundtrackartige Sounds lassen den Überhit der Dire Straits in völlig neuem Gewand erscheinen, bis, man möchte seinen Ohren kaum trauen, JP Leppäluoto in bester Ville Valo Manier den Hörer in den ultimativen Glückszustand versetzt. Samtweich und voller düsterer Erotik intoniert der Charon-Frontmann diesen endlos traurigen Welthit, als ob er für ihn geschrieben worden wäre. Wohlige Schauer überziehen meine Haut und ich geb mich auf ewig den Königen des Nordens hin. Was bleibt zu sagen? Mut wird belohnt. Die erste faustdicke Überraschung des neuen Jahres stammt mal wieder aus Finnland, hört auf den Namen „Reborn“ und kann die Geburt eines Projekts sein, dass hoffentlich für viel Furore und noch mehr tolle Alben sorgen wird. Alle folgenden Cover-Projekte sollten sich ein Beispiel an den Finnen nehmen. Kiitos!