Ich lade gern mir Gäste ein... Das ist das Motto von Remi Szyszka (Ex-Psyche) und Jörg Kotowski (Ex-Rêve Synthétique), die mit "Collected Tunes" ihr Debüt als Synthpop-Formation Nonpoptale abliefern. Die Idee Gastsänger einzuladen ist nicht ganz neu - siehe Lights Of Euphoria oder auch The Parallel Project. Allerdings scheint es so zu sein, vor allem im Vergleich zum Parallel Project, dass die Eingeladenen etwas mehr Mitsprache erhielten, selbst für die Lyrics verantwortlich waren und der Sound ihrer eigenen Bands, wenn auch nur leicht, mit eingearbeitet wurde. Ansonsten ist doch des Öfteren der Einfluss des clublastigen Psyche-Sounds zu hören. Ach ja, die Gastsänger... Sie kommen von den Bands NamNamBulu, Spektralized, Rotersand, Distain! und Psyche. Somit scheint der Name Nonpoptale ziemlich gewagt, da diese Bands doch für Synth- oder auch etwas härteren Future-/Electro-Pop stehen und damit durchaus Pop-Märchen entstehen könnten. Das Intro "Vanguard" lässt noch keinen Schluss auf den Rest des Albums zu, wohl aber der Nachfolger "Trial And Error" mit Henrik Iversen von NamNamBulu. Future-/synthpoppig und ziemlich offiziell legt der Titel los und wirkt durch Henriks sehr markante Stimme zwangsweise stark NNB-lastig. Klangmäßig ausgefeilter ist jedoch der zweite von ihm gesungene Titel "Modern Times". Um noch einmal auf den Pop zurück zu kommen: In Anbetracht der Zunahme von Synth- und Futurepop-Kombinationen scheint es fast legitim, diese eher "sanftere" Richtung als Pop (i.e.S.) zu bezeichnen, so dass demzufolge Nonpoptale auch für (die gegenteiligen) "electronic pop tales" stehen können, was durchaus nicht negativ gemeint ist. Ganz deutlich wird das bei den beiden von Distain! gesungenen Liedern "Hear Me Calling" und "From Night To Lifetime". Ersteres ist für mich DAS Lied des Albums. Ein elektronisch melodiöser, in aller Ruhe dahin gleitender Traum, der nicht nur vom Refrain sondern vielmehr vom Gesang der einzelnen Strophen und dem kurzen Zwischenspiel ab 3:30 lebt. Einzig der experimentelle Teil genau davor stört leider die ansonsten vollkommene Harmonie des Songs. Richard Bjorklund von Spektralized leiht "Reason" und "Sacred Moment" seine Stimme, wobei letzteres verstärkt nach Spektralized klingt und ab und an vermuten lässt, ob sogar And One einen akustischen Gruß abliefern durften. Leider taucht Rasc von Rotersand nur einmal auf "Collected Tunes" auf, und zwar bei "Das Gold". Der Titel geht gut nach vorn, leider mit zu vielen typischen Futurpop-Klängen, die den eigentlich absolut gelungenen und getragenen Refrain damit auf Durchschnittsklang herunter ziehen. Wie der Song-Name zeigt, singt Rasc auf auf deutsch, was dem Titel wiederum sehr gut tut und anderen Bands in diesem Genre Mut machen sollte, auch mal wieder die deutsche Sprache zu bemühen. Es muss ja nicht immer ein Schreien oder ein stark verzerrter Gesang sein - ganz normal Singen reicht durchaus, um einen tanzbaren Dancetrack mit Radiotauglichkeit hervorzuzaubern. Darrin Huss von Psyche gibt bei "Explore" sein bestes. So gesehen ist es ein Psyche-Song mit Unterstützung von Jörg K. Sehr beatlastig, aber ohne große Höhen und besonderem Refrain dudelt er nur nett dahin und setzt keine nennenswerten neuen Akzente. Der instrumentale Ausklang "Existence" vollendet durch seinen stimmlosen Charakter zwar nicht optimal die restliche Tracklist, verbreitet aber angenehme Ruhe und hätte für ein intensiveres Hörerlebnis vielleicht um knapp 1 1/2 Minuten gekürzt werden können. Alles in allem bieten Nonpoptale einen guten Einblick in eine durchaus fruchtbare Zusammenarbeit mit bekannten und markanten Stimmen. Wäre nun noch der eine andere extrem ausgelutschte Sound durch so viele weitere zur Verfügung Stehende ausgetauscht worden, dann hätte sich deshalb nicht ein ganzer Stern in Wohlgefallen aufgelöst.