Vor meinem Fenster fallen einzelne April-Schneeflocken. Ich drücke auf Play. Was mich auf dieser CD wohl erwartet? Ein elektronisch verzerrtes Geräusch fließt in einen atmosphärischen, fast sakral anmutenden Soundteppich ein. Als der sanfte, aber eigenwillige Gesang einsetzt, fühle ich mich sofort an einige Current 93 Werke erinnert. Doch diesen Vergleich möchte ich hier nicht stehen lassen. Denn „no-man“ ist anders. „Together we're stranger“ - das mittlerweile 15. Album (neben 13 EP’s und Singles) der britischen Ausnahmeformation um den genialen Musiker Steve Wilson - ist atemberaubend. Seit rund 16 Jahren mit seiner Progressive Rock-Formation „Porcupine Tree“ auf dem ganzen Globus erfolgreich, arbeitet Wilson kontinuierlich an seinem gleichermaßen weltweit gefeierten Nebenprojekt „no-man“ [ursprünglich noch "No Man Is An Island (Except The Isle Of Man)“ genannt, einigte man sich bald auf „no-man“], das er zusammen mit Sänger Tim Bowness vor fast ebenso vielen Jahren ins Leben rief. Wilson, ein hochtalentierter Multi-Instrumentalist, Songschreiber und Produzent, konnte zu dieser Zeit bereits etliche Erfahrungen im Avantgarde-Industrial sowie im Psychedelic und Progressive Rock vorweisen. Zusammen mit wechselnden namhaften Künstlern (u.a. auch „Muslimgauze“) kreieren Wilson und Bowness intelligente, avantgardistische, zeitgemäße aber auch zeitlose Pop-Perlen mit episch-orchestralem Flair. „no-man“ steht für eine faszinierende Klangmixtur, die musikalische Elemente des Hip-Hop, Dub, Jazz und Prog-Rock gekonnt mit Dance-Elementen vermischt. Das aktuelle Werk „Together we’re a stranger“ jedoch ist schlichter, direkter und doch von ungewöhnlicher Dichte. Der Einsatz von Gitarren, Space Bass, Klarinetten, Trompete, Harmonium sowie Percussion- und Noise-Elementen erzeugt einen beruhigenden, atmosphärischen Klangteppich. Elektronische Space-Sounds wechseln sich ab mit wunderschönen akustischen Passagen. Tim Boweness‘ unaufdringliche, gefühlvolle Stimme ergänzt diese Melodien perfekt und vermittelt das Gefühl von Melancholie und Nachdenklichkeit, ohne jedoch aufgesetzt zu wirken. Mit rund 47 Minuten ist diese akustische Traumreise leider viel zu schnell vorbei. Wer nur für ein Weilchen aus dem Alltag entfliehen möchte, liegt mit dieser CD goldrichtig. Denn „together we’re a stranger“ verzaubert. Ein perfektes Chill-out-Album. Nicht nur für Freunde von Porcupine Tree, Pink Floyd, Mike Oldfield oder Moby. Vom Schnee ist draußen mittlerweile nichts mehr zu sehen, nur die Sonne.....