Man hört Night Club an, dass sie aus Amerika stammen: Sängerin Emily Kavanaugh und Mark Brooks injizieren ihren knorrigen Electro-Nummern einen Pop-Glanz, der per se schon immer etwas over the top ist. Ein bisschen Lady-Gaga-Verschrobenheit, eine Prise unschuldiges Britney-Spears-Gebaren, dazu die stampfenden Electro-Tracks, an denen auch Produzent Dave Ogilvie (ehemals Skinny Puppy) gefeilt hat, et voilà: Ein rundes Album ist entstanden. Alles tutti also. Oder?

Fest steht auf jeden Fall, dass Night Club ganz genau wissen, was sie wollen - und das bereits seit ihren ersten Veröffentlichungen vor rund zehn Jahren. Seitdem hat sich der Nght-Club-Sound nur in Nuancen verändert. Nachwievor dominieren Synthiepop-Schmeicheleien, die durch knarzige Basslinien ein wenig angedunkelt werden, während Emily leicht monoton und  seltsam distanziert ihre Texte vorträgt und dabei dennoch ein wenig verrucht klingt. "Pretty Girls Do Ugly Things" heißt nicht umsonst einer der neuen Nummern auf dem mittlerweile vierten Longplayer.

Allerdings wirken die Lieder teilweise in ihrer Laszivität konstruiert und auch nach gleichem Schema ausgedacht. Bei "Fatal Crush" gar ist man fast schon auf ähnlichem Wohlklang-Level der Übernummer "Can't Get You Out Of My Head" von Kylie Minogue angekommen. In diesem Moment wünscht man sich aber ein bisschen mehr Ecken und Kanten, die den an sich perfekt produzierten und überzeugend arrangierten Track noch eine weitere Dimension und somit mehr Tiefe verliehen hätten.

Die schönsten Höhepunkte bilden indes eine Coverversion und eine unkonventionelle Ballade. "The Lunatics (Have Taken Over The Asylum)" war die erste Single der legendären Ska Band Fun Boy Three und ist textlich so aktuell wie nie zuvor. Night Club teleportieren den Song in ihren musikalischen Kosmos und schaffen eine sehr ansehnliche Neuinterpretation der Nummer, die als Antwort auf den heißlaufenden Kalten Krieg zu Beginn der 1980er Jahre eine bitter humoristische Note enthielt. Bei "Black December" dürfen mollschwangere Akkorde und ein organisch wirkendes Schlagzeug eine neue Facette von Night Club präsentieren. Hier zeigen sich Emily und Mark von einer ganz anderen Seite, die ihnen gut zu Gesicht steht: schwelgerisch und wehmütig.

Gerne hätte man von solchen stilistischen Ausreißern noch mehr gehört. Allerdings bleibt es nur bei diesen Schlaglichtern. Überzeugend sind fürderhin die beiden ersten Stücke "Gone" und "Barbwire Kiss" sowie das etwas aus der Art geschlagene "Crime Scene", dass mit fetten Bassläufen im Refrain punkten kann. Alle anderen Tracks rauschen tatsächlich mehr oder weniger an einem vorbei, weil sich das Duo zu sehr auf seine hittauglichen Formeln verlässt und dabei die Neugier auf die Sounds außerhalb ihres  klanglichen Tellerrands eingestellt haben.

In Summe ist das zwar immer noch mehr als die Hälfte des Albums, das überzeugt. Es könnte aber in Zukunft nicht schaden, sich von den gewohnten Pfaden ein bisschen wegzubewegen, um nicht zur eigenen Kopie zu verkommen. "Masochist" hat diese Untiefen glücklicherweise noch umschiffen können.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Night Club liefern immer noch wunderbare Songs ab und die neue Langrille ist weit davon entfernt, eine ausnahmslose Enttäuschung zu sein. Doch hat der Act aus Los Angeles bestimmt noch mehr Pfeile im Köcher, die mit der nächsten Veröffentlichung rausgeholt werden (müssen). Für den Moment aber begnügen wir uns mit einem Album, das, wenn man die vorhergien Werke kennt, schon irgendwie erwartbar war - sowohl in seiner musikalischen Ausrichtung, als auch in seiner extrem amerikanischen Attitüde.