Nersoton - Moonbug

Nersoton - Moonbug

Das nächste Raumschiff hebt nicht etwa in Cape Canaveral oder Baikonur ab, sondern – man glaubt es kaum – im beschaulichen Dorfen in Bayern. Von hier aus starten Thomas Ostler und Bruno Soppa ihre akustische Weltraummission unter dem Namen Nersoton, und setzen sich dabei selbst das ambitionierte Ziel, „experimentelle Musik“ zu machen. Ob sie dabei eher kosmische Weiten oder klangliche Grenzbereiche im Sinn haben, bleibt zunächst unklar – Moonbug, das Debütalbum, liefert jedenfalls erste Koordinaten.

Die Reise beginnt verheißungsvoll, der Albumtitel verspricht sphärische Exkursionen, und tatsächlich: Wer sich auf Moonbug einlässt, findet sich bald in einer schwerelosen Klangumgebung wieder, irgendwo zwischen Orbit Lounge und Raumstation Warteschleife. Doch leider bleibt der große Knall aus – Moonbug ist eher ein gemächlicher Schwebezustand denn ein hyperraumbeschleunigter Trip.

Musikalisch orientieren sich Nersoton an altbekannten Sternbildern des Minimal-Electro-Universums. Man hört Assoziationen zu Fluke (vor allem beim atmosphärischen „Gambling Stars“) oder auch zu den düsteren Klangexperimenten von Recoil (etwa „p381“). Das mag für Genre-Fans ein angenehmes Déjà-vu auslösen, lässt jedoch wenig Raum für echte Überraschungen. Innovativ ist an diesem Erstling wenig – eher wirkt das Ganze wie eine Hommage an vertraute Muster als ein Aufbruch zu neuen Klangwelten.

Die Stücke folgen meist einem ähnlichen Aufbau: Ein musikalisches Thema wird etabliert und dann über vier bis sieben Minuten hinweg ausgerollt, variiert in Nuancen, aber selten wirklich weiterentwickelt. Wer auf plötzliche Wendungen, Brüche oder dramaturgische Höhepunkte hofft, wird hier nicht fündig. Stattdessen herrscht ein gleichmäßiges, fast hypnotisches Dahintreiben vor – ein ruhiges Schweben durch elektronische Sphären, das mehr an einen vernebelten Chill-Out-Raum erinnert als an ein kontrolliertes akustisches Abenteuer.

Gesang oder Vocals? Fehlanzeige. Nersoton vertrauen allein auf synthetisch erzeugte Klänge – mal pulsierend, mal schwebend, gelegentlich mit einem Anflug von Rhythmus, aber insgesamt stets zurückhaltend. Doch genau darin liegt vielleicht auch der Reiz von Moonbug: Es ist kein aufdringliches Album, sondern eines, das sich fast meditativ in den Hintergrund schmiegt. Ein Soundtrack für innere Reisen, für das Kopfkino, das sich zwischen Kaffee und Kosmos abspielt. Wer sich darauf einlässt, mag vielleicht keine neue Galaxie entdecken – aber eine ruhige Umlaufbahn finden.

Fazit: Moonbug ist keine musikalische Sternstunde – aber ein kleiner Satellit im All der elektronischen Veröffentlichungen, der ruhig und unspektakulär seine Bahnen zieht. Für alle, die statt Raketen lieber Wetterballons steigen lassen.

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