Wären Neon Neon nicht musikalisch sondern filmisch unterwegs, würden Sie uns den Denver-Clan mit Blake, Christel und Alexis in einer Version für das neue Jahrtausend zurückbringen. Es gäbe immer noch Schulterpolster, 80er Frisuren, aber eben stylischer in einem neuen Ambiente. Aus Twix wird wieder Raider ohne dabei die gold-metallic glänzende Verpackung der Neuzeit gegen das dröge matt-goldene Plastik von damals eintauschen zu müssen. Die Musik auf dem Longplayer ‚Stainless Style’ als reinen Retro zu bezeichnet wäre ungerecht, zwar sind neunzig Prozent der Zutaten ‚80ies as 80ies can be’, die restlichen zehn Prozent integrieren die Neuzeit dann aber mit vollem Schub. Gruff Rhys, der sonst als Sänger bei den Super Furry Animals unterwegs ist, bringt die notwendige Erfahrung mit um die Songs mit passenden Melodien auszustatten und so eine übertriebene Trendyness zu vermeiden. Stimmlich erinnert Rhys dabei manchmal ein wenig an Peter Gabriel, musikalisch sind eher Vergleiche mit den Cars angebracht. Irritierend, dass mir die Musik gefällt, obwohl ich Bits und Pieces von mir verhassten Künstlern wie Huey Lewis Gesang, Whitneys ‚Dance with Somebody’ Synth-Percussions oder Rick Springfield Gitarren entdecke. Dass Boom Bip als andere Hälfte des Duos eher im Hip-Hop-Producer-Bereich angesiedelt ist hört man genau in drei Songs die dann nach meinem Geschmack auch einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen und besser auf die nächste Missy Elliot Platte gepasst hätten. Die restlichen Songs bewegen sich zwischen phasenweise Gitarren-gestütztem Synthpop und elektronischen Balladen. Mit am meisten überzeugen das chart-taugliche aber keineswegs zu glatte ‚Belfast’, das Cowbell-angereicherte ‚Raquel’ und ‚Dream Cars’ mit ausdrucksvollem und stimmstarken Vocals. Dass sich das Album konzeptionell um den Automobil- Ingenieur John DeLorean dreht, dessen legendärer DeLorean in ‚Zurück in die Zukunft’ seinen Star-Auftritt hatte passt wie die Faust aufs Auge. Eines der besten Gute-Laune-Pop-Werke in diesem Jahr, das natürlich nur klappt, wenn man sich auf die nostalgische Reise einlässt. Abgerundet mit einem 4-Fold-Booklet im aufwändigen Design mit silbernen Ornamenten und teillackierten Seiten, hat sich das Album inzwischen ein wenig in den Teil meiner Erinnerungen integriert, der sich noch immer mit knallroten Vans, Chevignon-Sweats und C17-Jeans beschäftigt.