Narsilion - Namárië

Ich will verteufelt sein, daß mir diese Band bisher nie unter die Ohren gekommen ist. Narsilion, ein spanisches Folk-Projekt, bringen mit „Namárie“ bereits ihren vierten Longplayer heraus und haben bei mir zumindest großes Interesse daran geweckt auch die Vorgänger zu bestellen. Im schmucken Digipack präsentiert sich der Silberling, Wald- und Seenlandschaft im gelb-verträumten Look – das allein macht schon Lust auf mehr und auch das Booklet ist wunderschön gestaltet und bietet Musikerfotos, die nicht allzu kitschig wirken. Gleich vorweg – der erste Titel ist für mich auch gleichzeitig der schwächste des Albums, da er meinen einzigen Kritikpunkt an Narsilion besonders gut hervorhebt. So langsam kann man zwar von mir denken, daß ich immer über die Sänger meckern will, aber die Tonlage, in der Lady Nott (so stehts im Booklet) singt ist schon sehr gewöhnungsbedürftig. Viel zu hoch, viel zu quietschig und angestrengt. Aber dadurch lasse ich mich nicht ablenken, denn was da im Hintergrund passiert ist magisch und wunderschön. Irgendwo zwischen Hagalaz'Runedance, späten Empyrium und einem Soundtrack zu einem 'Heidi meets den Herrn der Ringe'-Film bewegt sich diese verklärte Liebeserklärung an das Leben und die Natur. Kitschig ? Auf jeden Fall ! Aber auch einfach nur gut ! Geschaffen wird diese Märchenmusik mithilfe von Keyboards, Gitarren, Violinen, Dudelsäcken, allerlei Getrommel etc. und jeder Ton sitzt, jede Stimmung wird durch die passende Instrumentierung perfekt in Szene gesetzt. Daß die Trommeln dabei zum Teil etwas monoton und zu laut abgemischt klingen (so zumindest beim zweiten Titel „Desperta Ferro“) kann man gerne verzeihen. „Namárie“ ist ein Gesamtkunstwerk, melodisch und instrumental zu jeder Zeit über Kritik erhaben – außer man mag eben diese Folk/Wave/Soundtrack-Musik nicht. Auch die männlichen Vocals wissen zu überzeugen, sind oft mehr Schlachtrufe als Gesang und lassen Bilder von Historien- und Fantasyfilmen im Kopf erscheinen. Wenn Sathorys dann doch einmal singt ist seine Stimme getragen und zurückhaltend. Einzig die Stimme von Frau Nott kann ich mir nicht schönhören. Bei Titeln wie „Las Puertas del Mar“, die sehr ruhig aufgebaut sind, ist ihre Stimme zwar auch hoch aber mehr gehaucht und zerbrechlich. In diesem Momenten passt ihr Gesang sehr gut zur Musik. Doch wenn die Melodien an Kraft gewinnen wünscht man sich, daß der Gesang nicht pfeilgerade in den Himmel schießen würde – ein zurückhaltend „normaler“ Gesang wie der von Andrea „Nebel“ Haugen (Hagalaz'Runedance, Nebelhexe) wäre so viel passender. Über was genau gesungen wird lässt sich oft nur erahnen : die meisten Texte sind auf Spanisch (hoffe ich zumindest, auf der Homepage bietet man auch Catalanisch an und ich kenne mich mit diesen Sprachen nicht so aus) aber wenn man Galadriel und Angmar in den Titeln liest, weiß man, woran man ist – Tolkienfans bekommen einen weiteren wunderschönen Soundtrack geboten. Einige Texte sind dann auch in Englisch verfasst worden (was man bei der Ausprache aber erst beim Lesen des Booklets erkennt) und gehen soweit in Ordnung. Besondere Erwähnung sollte auch die Bandpage erhalten : man braucht zwar etwas Geduld, weil nach jedem Klick erst neu geladen wird – der Geduldige wird aber mit wunderschönen Photos, Schriften und Verzierungen belohnt. Ich empfehle jedem Tolkien-, Folk-, Wave-, Märchen- und Rollenspielfan einen unbedingten Gang zum Händler – einmal Reinhören kostet noch nichts und kann sich lohnen. Besonders die Titel „Desperta Ferro“, „Las Puertas del Mar“ und das fantastische Instrumentalstück „O sonar des augas“ haben es mir angetan. Musikalisch klare 5,5 bis 6 Punkte, wegen der Stimme belasse ich es bei 5.

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