Aus einem Antihelden wurde ein Phänomen. Aus einem Phänomen wurde eine Bewegung. Längst sind Nachtmahr ein Kult, eine Macht in der heutigen Clubkultur, die nach eigenen Regeln spielt und sich keinerlei Konvention unterwirft. Feldmarschall Thomas Rainer regiert das Regiment mit eiserner Hand und unerbittlichen Beats, duldet keine Widerrede und fordert von jedem seiner Getreuen dessen Gehorsam ein. Dass seine jüngste EP ebenjenen Namen trägt, ist kein Zufall. Nach dem eher melodischen, monumentalen Tönen, die Rainer mit dem letzten Release „Widerstand“ anschlug, führt er den Nachtmahr jetzt dahin zurück, wo alles begann: In das tosende, brausende, alles verschlingende Höllenfeuer der Clubs. Zehn Jahre nach „Katharsis“, diesem längst legendären und bis heute unübertroffenen Referenzwerk in Sachen harter, technoider Clubkunst entfesselt Rainer erneut eine Hymne mit der Wucht von tausend Sonnen. „Gehorsam“ ist der übermächtige Gegner der heutigen Industrial-Bewegung, die Antithese zu all dem, was mittlerweile unter diesem Banner veröffentlicht wird. Thomas Rainer kopiert aber nicht einfach das damalige Erfolgsrezept. Die vergangenen zehn Jahre haben ihn zu einem kompromisslosen Dirigenten der Ekstase gemacht, zu einem Heerführer der Clubscharen. Raffiniert arrangiert, unerreicht wuchtig umgesetzt und mit der Genauigkeit eines Scharfschützen platziert: „Gehorsam“ wird nichts hinterlassen als verbrannte Erde. Ganze fünf Remixe ergänzen die musikalische Brandrodung dieser knallharten Entladung. Stromtod arbeitet sich genussvoll an flackerndem Noise und stahlharten Sequenzen ab, Synthattack beleben in ihrer Variante den dahinsiechenden Dark Electro überzeugend neu, Chainreactor verpassen dem Stück eine wunderbar antreibende Electro/Industrial-Kur. Alle eilen sie gehorsam zu den Waffen, wenn einer wie Thomas Rainer dazu aufruft. Das ist zwar ebenso wenig eine Neuigkeit wie das überaus aufreizende und wie immer provokant-elegante Artwork der EP. Man kann es aber nicht oft genug betonen.