Die nordrhein-westfälische Band Mystigma um die beiden Brüder Torsten (Gesang) und Jörg (Gitarrist) Bäumer veröffentlicht mit Andagony ihr drittes Album. Die Band, die seit 1993 existiert und seitdem einige kleinere und größere Veränderungen durchgemacht hat (z.B.: Namensänderung - bis 2005 noch Tears Of Mystigma; Mitglieder- und Labelwechsel), bezeichnet ihr neustes Werk selbst als ein wesentliches Dokument ihres Reifeprozesses. Dieser Prozess kann hoffentlich mit den zwölf neuen Titeln beim Hören des Albums nachvollzogen werden. Auch mit der Hoffnung, dass Mystigma es schafft, das Gothic-Rock-Genre ein bisschen zu entstauben und keine weitere Solala-Platte in den ohnehin großen Pool der Durchschnittsalben zu werfen. Gleich zu Beginn, mit dem kraftvollen und sehr melodischen Einstand "Quicksand", wird diese Hoffnung - sofern man diese eben hegt - genährt. Das klingt erst einmal interessant, was diese Band da präsentiert. Viel Bewegung, viele gute Ideen und kleine Spielereien - und das alles im ersten Song. Auch das an Megaherz/frühe Oomph!-Zeiten erinnernde "Antagonist Of Fear" macht ordentlich Lärm und macht deutlich, wie konsequent Mystigma ihren Sound spielen. Depeche Mode-Einflüsse hört der Hörer beim "Vision Incomplete", eine Nummer, die die Band selbst besonders mögen muss, denn hierzu hat sie extra ein Musikvideo angefertigt. Bis hierhin kann man dem Album absolut keine Langweile vorwerfen und der Band auch nicht unterstellen, dass sie nicht kreativ gearbeitet hätte. Auch die verbleibenden Titel bis zur Hälfte hören sich trotz kleiner Abstriche flott und okay weg. Problematisch wird es mit der zweiten Hälfte, die musikalisch dann nicht viel zu bieten hat, weil sie die Schemata der Vorgängersongs immer wieder aufgreift. Es gibt minimale Veränderungen, etwa dass das Tempo auch mal herausgenommen wird oder sich die Geräuschkulisse im Hintergrund ändert. Sonst bleibt es aber wie gehabt. Viel Druck und eine ordentliche Portion Lärm. Was den Songs gut getan hätte - darüber kann man sich streiten - wäre ein Sänger, der seine Stimme facettenreich einsetzen kann. Torsten Bäumer dagegen bleibt gesanglich immer auf dem gleichen durchschnittlichen Niveau und wirkt ab einem bestimmten Punkt dementsprechend farblos. Noch einmal ein kleines Aufbegehren gibt es am Ende des Albums mit dem eingängigen Titel "Worlds Collide", welches wieder an die Stärken und die Überraschungsmomente der ersten Songs anknüpft. Insgesamt ist "Andagony" ein gutes Gothic-Rock-Album, welches unterstreicht, dass Mystigma in ihrer Band-Entwicklung nicht stehen geblieben sind. Um das Genre auf- oder durchzurütteln, reicht das hier Dargebotene aber noch nicht.