Morrissey der drahtige Lad mit Rosen in der Hosentasche ist über die Zeit zum ganzen, wuchtigen Kerl geworden, der auch nicht vor etwas mehr Pomp und Glammer zurückschreckt. Da findet man schon mal auf Konzerten den überdimensionalen Musical-rot-leuchtenden Schriftzug im Hintergrund, mit dem der King of Britisch Melancholy Pop seine ihm sehr bewusste Rolle bei den Fans deutlich macht. Nachdem ‚You Are The Quarry’ so richtig einschlug und auch ‚Ringleader of the Tormentors’ nicht von schlechten Eltern war, nutzt man die Gunst der Stunde eine weitere der obligatorischen Best-Ofs zu veröffentlichen. Fünfzehn Lieder vereinen sich zu einer guten Dreiviertelstunde Musik. Schnell einzusehen ist, dass das höchstens das Allerallerbeste sein kann. Was bekommt man nun konkret geboten? Sieben Songs der letzten beiden Alben, ein paar ausgewählte Klassiker, die nicht fehlen dürfen, das Patti Smith Cover ‚Redondo Beach’ als Live-Version und zwei neue Darbietungen. ‚That’s how People Grow up’ ist dabei ein Song höchster Güte, der mit einer unglaublichen Melodie, einer Instrumentierung die selten so gut gepasst hat und dem alten Pathos auftrumpft, für den wir den Mozzer so lieben! Und das Beste ist, dass das abrupte Ende und der eingeblendete Anfang es möglich machen den Song ohne merkliche Unterbrechung im Loop zu hören und so die unendliche Maxi-Version für zu Hause selbst zu erzeugen. ‚All You need is Me’, das im Mai als Single veröffentlicht wird, wirkt dagegen eher blass und das hauptsächlich durch die deutlich überzogen raue Produktion. Zweifellos eine Zusammenstellung hervorragender Songs, allerdings mit 48 Minuten wirklich zu dünn ausgefallen. Insbesondere ist von ‚Vauxhall and I’ nur ein Song enthalten, obwohl hier elf Juwelen auf einem Silberling schlummern. Deswegen ein klarer Abzug in der B-Note. Für Morrissey-Anfänger ein Pflichtkauf, Morrissey-Fans freuen sich lediglich über die hervorragende Qualität der Frühwerke und die neuen Titel. Und nach jedem Hören gilt wieder für kurze Zeit: 'Now my heart is full!', und ganz besonders, wenn man die Best-Of in einer Tube nach Heathrow hört und dabei genau weiss, dass man London nach einem gelungenen Wochenende voller Britishness bald in einem Flieger ins triste Deutschalnd wieder verlassen muss....