Mono No Aware ist, neben Winterkälte, seit jeher das Aushängeschild für Rhythm and Noise im Hause Hands und nicht nur die sehr schicke oversized Doppel-CD-Verpackung im typischen Hands-Style oder die Limitierung auf nur 500 Stück machen das neue Doppelalbum von Mono No Aware so begehrenswert, auch musikalisch wird wieder sehr viel geboten. Tatemae und Honne sind Formen der japanischen Kultur. Kurz umschrieben ist Tatemae das höfliche Miteinander, welches einen unkomplizierten, aber oberflächlichen Umgang mit anderen ermöglicht. Honne hingegen steht dafür, was eine Person wirklich denkt und nicht nur das, was sie oberflächlich von sich preisgibt. Spielt uns Mono No Aware also mit Tatemae nur etwas vor und geht mit der zweiten CD, Honne, in die Tiefe und offenbart dem Hörer, was wirklich in ihm vorgeht ? Keinesfalls! Vielmehr wird musikalisch auf eben diese beiden doch so gegensätzliche Formen des menschlichen Miteinanders eingegangen, erklärt und näher gebracht. Vielleicht sogar Vor- und Nachteile ausgelotet, auf Gefahren hingewiesen und die Unterschiede zwischen der japanischen und unserer Kultur hingewiesen. Tiefgang hat es also, das neueste Output von Mono No Aware und das spiegelt sich auch musikalisch wider, denn vermeintliche Midtempo-Tracks entpuppen sich als regelrechte Clupstampfer, anfangs moderate verwandeln sich hinterrücks in noisige Rhythmusmonster und sogar in ambienten Gewässern wird gefischt. Sehr schön ist die immerwährende Verstrickung und Verknüpfung verschiedener Rhythmen innerhalb der einzelnen Tracks. Wenn man genau hinhört findet man immer mindestens einen Rhythmus, der zwar parallel zum anderen läuft, aber einzeln wahrgenommen eine komplett andere Struktur zum Vorschein bringt. Diese Vielschichtigkeit zeichnet Mono No Aware aus, denn diese Mehrschichtig- und -deutigkeit beherrschen nur wenige Bands. Die zweite CD, also Honne, beginnt sehr ruhig, baut sich auf gibt eine ähnliche Vielseitigkeit von sich preis wie schon Tatemae. Beide Cds offenbaren nicht nur der Titel wegen sehr viel Gefühl, auch musikalisch werden Emotionen transportiert, offengelegt und, so scheint es, verarbeitet. Zusätzlich zum eigenen Output hat Mono No Aware noch Dirty K., Wieloryb und Detuned Destruction Hand an den Remix-Fleischwolf anlegen lassen. Insgesamt macht dieses Album einen etwas ruhigeren und ausgeglicheneren Eindruck, was aber nicht auf eine andere Ausrichtung oder gar einen kompletten Stilwechsel hindeutet. Ruhiger heißt ja nicht zwangsläufig, dass weniger Intensität vorhanden ist und ob nun purer Rhythmus, vertrackte Experimente oder ruhiges Wummern mit Flächen: Mono No Aware findet sich überall zurecht und überzeugt auf ganzer Linie.