Mit dem "Temple of the Torn" legen Mono Inc. nun ihr zweites Album vor. Wie bereits in der ersten Ankündigung angesprochen hat sich seit den letzten Releases der Hamburger einiges getan in Sachen Besetzung : Der bisherige Sänger Miky Mono hat die Band verlassen und nun steht Martin Engler, Bandkopf und bisheriger Drummer, am Mikrophon. Außerdem gibt es nun auch ein weibliches Bandmitglied : Katha Mia wird von nun an die Drumstick schwingen.
Nun wieder zum Album, denn Besetzungswechsel hin oder her - das Wichtigste ist die Musik und Mono Inc. warten mit eine dreiviertel Stunde Industrial-Goth-Rock auf, die durchaus zu gefallen weiß : Mit dem Titeltrack, der bereits auf der Singleauskopplung zu hören war beginnt der Reigen und immernoch ist dieser Tracke eine Gitarrendampfwalze, die über den Hörer hereinbricht. Dabei erscheint das Lied relativ kompromisslos und emotionslos, die Lyrics werden recht zurückhaltend vorgetragen - ein klasse Einstiegslied und durchaus sehr tanzbar. Als Hörer ist man sehr gespannt, wie es weitergeht und ob das Niveau gehalten werden kann, weswegen ich den Ein-Minütigen Atmosphären-Filler "Won't forget this day" als eine ziehmlich unnötige Sache ansehe - immerhin blendet er direkt über in den nächsten Song, "The Condemned", über und der reißt einen gleich wieder mit. Hier sind die Gitarren weiterhin fett und das Schlagzeug treibt stampfend voran, aber im Gegensatz zum Titelsong liegt viel mehr Gefühl in der Stimme von Engler und auch insgesamt wirkt das Lied sanfter. "Two Sinners" war das zweite Lied, das auf der Single vertreten war : die Gitarren bleiben im Koffer und es gibt ein kleines elektronisches Intermezzo, das zwar einerseits recht monoton daherkommt (was nichts schlechtes ist, aber in dieser Weise nicht unbedingt etwas Besonderes) aber mit einer der besten Gesangslinien der letzten Monate aufwartet. Allein durch den Gesang, der gelungen und sehr kreativ ist, mutiert dieser Track zu meinem Favorit auf dem Album. Was eine Stimme doch alles erreichen kann - und wie sehr sich doch der Wechsel am Mikro gelohnt hat ! Nach diesem großen Highlight werden die Gitarren wieder eingesetzt und "In my heart" bringt richtig Gefühl ins Spiel.
Beim ersten Durchlauf war ich wirklich überrascht, denn irgendwie habe ich mir Songs wie "Temple of the Torn" für den Rest der CD vorgestellt : Kalt, vorantreibend,... Aber "In my heart" klingt dank Schmusemelodie und lieblichen Lyrics eher nach Pop und ein klein wenig nach Him. Der Leser kann das finden wie er will, ich mag Pop und Him und deswegen gefällt mir dieser Stilwechsel durchaus. "Just because I love you" ist der Name von Track Nummer zehn und es bleibt schmusig und wird nun auch noch langsam. Also : Freundin einladen, Kerzen an und genießen. Die Melodie ist schon, die Instrumentierung durch die Keyboards recht pompös und die Gitarren wurden etwas in den Hintergrund gemischt. Der Gesang ist sehr angehm und passen, hat bisweilen Ähnlichkeiten mit Nick Cave - schön. Auf einmal fällt der band wieder ein, daß sie ja auch kompromisslosen Industrial-Goth-Rock (oder so) machen, weswegen ein Stampfer mit ähnlicher Gangart und Qualität wie der "Temple of the Torn" folgt : "My sick mind TV". Mit "Avalon" wird es richtig gut - hier stimmt das Zusammenspiel aus fetten Gitarren, Drum, sphärischen Keyboards und einem Sänger, der mit immerneuen Linien überrascht. Sehr schön zu hören und irgendwo in der Mitte aus den Krachliedern und den Pop-Songs. "Somberland" ist von der Melodie her bereits von der gleichnamigen Single her bekannt. Damals noch in anderer Besetzung klingt die neue Version etwas voller und im direkten Vergleich, den man hier ja haben kann, schneidet Engler besser als als sein Vorgänger am Mikrophon. Ansonsten wird wieder ein schöner aber nicht zu aufälliger Song geboten. Für "Saving Gace" gilt das gleiche, gut, aber nicht sehr gut. "The Torn Reprise" schließt das Album mit Keyboards und Pathos ab, passend oder nicht - das sei jedem selber überlassen. Insgesamt ein sehr schönes Album mit drei Songs, die auch auf lange (Hör)Sicht im Gedächtnis bleiben werden und deswegen Anspieltips sind : "Temple of the Torn", "Two Sinners" und "Avalon". Der Rest des Albums ist auf jeden Fall im oberen Qualitätsbereich anzusehen, gut eingespielt und eingesungen und immer wieder schön zu hören.
Die einzige Kritik soll sein, daß alles recht ähnlich und im Vergleich relativ unspannend klingt. Das liegt einerseits am (in meinen Ohren) langweiligen Drum-Spiel, bei dem ich hoffte, daß es live etwas mehr zur Sache geht. Andererseits ist man einfach schon etwas übersättigt an schönen Gitarrenballaden und -song und ohne die Stimme könnte man einige Songs auch anderen Bands zutrauen. Aber wenn die einzige Kritik ist, das die CD "normal" gut ist, dann ist sie einfach gut und deswegen auf jeden Fall auf die Reinhör-Liste zu schreiben.