‚The time is now’ oder besser ‚The time was then’, existieren Moloko doch bereits seit locker zwei Jahren nicht mehr. Ob man darüber trauern sollte oder nicht, ist eine schwierige Frage; eine Frage die man unterschiedlich beantworten kann, je nachdem welcher Fraktion man angehört: entweder man liebte Moloko für seine schrulligen, um die Ecke programmierten Sounds der ersten Alben oder aber für die geschmeidig-mitreissend groovigen Dancefloor-Kracher der zweiten Phase. Eins jedoch ist klar, denn obwohl die Limited Edition des letzten Albums mit einer DVD aller zehn Moloko-Clips so etwas ähnliches bereits vorweg nahm, ‚The Catalogue’ war bereits lange überfällig, denn prägend, kreativ und einzigartig waren Frau Murphy und Herr Brydon im Doppelpack agierend ohne Zweifel. ‚Do you like my tight sweater?’ ein Album-Titel der Sonderklasse. Damit fing alles an und bescherte uns Songs wie ‚Where is the What if the What is in the Why? , ‚Fun for me’ oder das legendäre ‚Dominoid’. Sperrig aber zugleich unterhaltsam schaffte man damit den Einstieg in eine damals Trip-Hop geprägte elektronische englische Musikszene und setze Akzente, die so noch nicht da gewesen waren. Konsequent wurde dieses Konzept auf ‚I am not a Doctor’ weiterentwickelt. Der zweite Longplayer beinhaltete jedoch dann schon den Track ‚Sing it back’, der von Boris Dlugosch remixed wurde und so ein breites Publikum zum tanzen brachte. Legendäre Live-Versionen im zweistelligen Minutenbereich, wie auf der DVD der Premium Edition enthalten, und unzählige weiter Dance-Remixe machten diesen Titel zur Hymne schlechthin und beeinflussten Moloko so in ihrem weiteren Schaffen: ‚Things to make and do’ als Album hielt zwar die verschrobenen Sounds und bizarren, teilweise taktignoranten Beats bei, jeder ausgekoppelte Track folgte jedoch der Club-Ausrichtung; allen voran ‚The Time is now’, dem eigentlichen Übertitel der alle andern Moloko-Tracks aus meiner Sicht in den Schatten stellt. Schließlich folgte als letztes reguläres Album ‚Statues’, das die an den Singles geprobten Prinzipien nun auch in Album-Länge umsetzte und so die neuen Fans beglückte, die alten jedoch eher vergraulte, bevor die beiden Protagonisten ihr private und daraus resultierend auch ihre musikalische Liaison beendeten. Inzwischen hat die charismatische, vor Energie strotzende Roisin ein Album mit Matthew Herbert veröffentlicht und dazu eine legendäre Tour bestritten, die durch die Bank weg frenetische Kritiken nach sich zog. Elektronik fand man dabei zwar eher am Rande, die intelligente Sample-Orgie Herberts, die auch Live geschickt auf der Bühne inszeniert wurde, entschädigt jedoch und erzeugt die gleiche in einen Bann ziehende Faszination, die auch Moloko unvergesslich gemacht hat. Da ich sowohl Moloko und auch Ms. Murphy live sehen durfte empfehle ich die nicht bemusterte Live CD an dieser Stelle uneingeschränkt. Da kann man einfach nichts falsch machen... Was bleibt sind die angenehmen Erinnerungen, die der Catalogue an vergangene Jahre schürt und mit dem unveröffentlichten Track ‚ Bankrupt Emotioanlly’ krönt. Moloko – sicherlich ein bemerkenswertes Projekt, das (vielleicht auch etwas unfreiwillig) Schluss gemacht hat, als es gerade am schönsten war: ‚Let’s make this moment last!’