Miss Construction - Kunstprodukt

Miss Construction - Kunstprodukt

Sicherlich hat der ein oder andere schon die Presseankündigung für dieses neue Projekt der Berliner Jungs Chris Pohl (bekannt von Blutengel, Terminal Choice und anderen) gelesen. Ob man den begleitenden Text übertrieben oder humorvoll findet, bleibt jedem selbst überlassen. Eine Passage jedoch trifft den Nagel auf den Kopf – und die erlaube ich mir zu zitieren: „Auf ihrem Debütalbum 'Kunstprodukt' rocken Miss Construction die Tanzmuskeln... mit abgrundtiefen Bass-Attacken und einer wilden Mischung aus Tumor, den ganz frühen Terminal Choice und modernen Club-Sounds“.

Das beschreibt ziemlich treffend, was Chris Pohl und sein Kollege hier abliefern. Dazu gesellen sich weibliche Vocals, die allerdings nicht vom „Kunstprodukt“ persönlich stammen dürften. Auch die Texte sind eher locker-flockig gehalten – Beispiele gefällig? „Scratch me, bite me, kiss my ass“, „I wanna see you dance, Miss Construction makes you move“. Ganz ehrlich, bei Zeilen wie „kiss my ass“ fühle ich mich stark an Miss Kittin & The Hacker erinnert. Tiefgang? Fehlanzeige. Hier steht der Spaß im Vordergrund.

Interessanter ist da schon die visuelle Umsetzung im Booklet. Begriffe wie „Miss Geburt“, „Miss Bildung“ oder „Miss Achtung“ wurden durch das Model Drastique Plastique fotografisch dargestellt – eine lustige Idee, die Abwechslung bietet. Was die Musik betrifft, gibt es jedoch weniger Begeisterung. Die ersten 3–4 Tracks inklusive Intro können mit ihrer spritzigen Energie noch halbwegs überzeugen. Besonders „Miss Construction Theme“ mit weiblichem Sprechgesang und „Kunstprodukt“ mit melodiösen EBM-Anleihen stechen positiv hervor. Track 4 klingt verdächtig nach Combichrist – und Track 9 gleich nochmal. Leider wird der Rest recht schnell eintönig. Für die Dark-Dancefloor-Standards von heute mag das ausreichen, aber in einem echten EBM-Schuppen würde der DJ mit solchen Tracks vermutlich schnell vor die Tür gesetzt werden.

Positiv fallen die neuen Versionen von „Hass und Liebe“ (Eco) und „Totes Fleisch“ (Terminal Choice) auf – die schaffen es tatsächlich, frischen Wind reinzubringen. Wer die anderen Projekte von Chris Pohl oder Combichrist kennt, weiß in etwa, was ihn hier erwartet.

Fazit: Für Fans von Tumor, Terminal Choice oder Combichrist ist das Album sicher eine Überlegung wert. Für Electro- und EBM-Hörer, die auf Anspruch, ausgeklügelte Sounds und durchdachte Kompositionen setzen, ist es hingegen kaum zu gebrauchen. Die Bewertung? Erklärt sich damit von selbst.

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