Die Stadt Münster entwickelt sich langsam aber sicher zur Brutstätte des deutschen Metals. Neben einer aktiven Undergroundszene haben sich bereits mehrere erstklassige Bands aufgemacht, den deutschen Metalgipfel zu besteigen. Woran das liegt? Vielleicht weil Münster vor Jahren einmal zur Stadt mit der höchsten Lebenskultur ausgezeichnet wurde. Höchste Lebenskultur = Metal – ganz logisch! Neben Neaera machen vor allem Misery Speaks auf sich aufmerksam. Obwohl es die Band schon seit 1999 gibt, erschien erst vor zwei Jahren das vielumjubelte selbstbetitelte Debüt, das bereits andeutete, zu welchen Heldentaten der Fünfer bereit ist. Nach einem Bassisten- und Labelwechsel erscheint mit „Catalogue of Carnage“ nun der zweite Streich, der den endgültigen Durchbruch bescheren soll. Von Beginn an machen die Jungs keine Gefangenen und brettern mit voller Wucht sowie einer gehörigen Portion Gift und Galle um die Ecke. Wer bei deutschem Metalnachwuchs unweigerlich an Metalcore denken muss, sieht sich eines Besseren belehrt. Kompromisslosen Schwedenstahl liefern die Jungs, mal direkt auf die Zwölf („The Scavenger“, „Catalogue of carnage“), mal melodisch und eingängig („Lay this burden down“). Trotz enormen Härtegrad zeichnen sich die Songs durch eine unterschwellige Melodiösität aus, zumeist durch hintergründige Gitarrensoli, denen man ruhig noch ein wenig mehr Raum hätte geben können. Amon Amarth standen oftmals Pate und so ist es auch kein Wunder, dass man beim Gesang und bei einigen Hassbrocken („Sentiment is missing“, „To my enemies“) an die sympathische Wikingerbande denken muss. Diverse Breaks und logische Geschwindigkeitswechsel lassen Langeweile keine Chance und beweisen, dass intelligentes Songwriting und musikalisches Gemetzel kein Widerspruch darstellen muss. Aufgenommen wurde „Catalogue of Carnage“ erneut im thüringischen Rape of Harmonies Studio, was bei solch fettem Sound nicht die dümmste Idee gewesen ist. Den finalen Schliff übernahm wiederum Dan Swanö („Edge of Sanity“), der es sich nicht nehmen ließ, einige eigene Keyboardschwaden („Fall of envy“) auf die Scheibe zu packen, sowie das Mikro persönlich in die Hand zu nehmen und unter anderem bei „Lay this burden down" sein Goldkehlchen rotieren zu lassen. Misery Speaks haben mit „Catalogue of Carnage“ einen großen Schritt getan, die Songs wirken ausgefeilter, komplexer und einfach abwechslungsreicher als noch auf dem Debüt. Obwohl hier mächtig geknüppelt wird, erlauscht der aufmerksame Hörer mächtig Melodie unter dem Kessel, was vor allem dem langfristigen Spaß zu Gute kommt. Eingängiges und melodisches Geknüppel mit hohem Wiedererkennungswert – so muss frischer Death Metal klingen. Zum Interview mit Bassist Martin gelangt ihr hier. Den letzten Showbericht zu Misery Speaks findet ihr hier.