Milú ist eine der relevantesten Chanteusen im Alternative-Bereich. Durch ihre zahlreichen Kooperationen – so zum Beispiel mit Peter Heppner oder als Gastsängerin von Schiller – konnte sich die charmante Berlinerin auch bereits über Szenekreise hinaus einen Namen machen. Die ehemalige Sängerin von Mila Mar veröffentlicht mit "Longing Speaks With Many Tongues" nun bereits ihr zweites Soloalbum. War das Erstlingswerk "No Future In Gold" noch ein recht verspieltes, poppiges Album, so ist das neue Album wirklich eine konsequente Weiterentwicklung und Rückbesinnung auf Milús Stärken, nämlich umwerfende Stimmengewalt, verpackt in berührende Balladen. Die 10 Songs auf "Longing Speaks With Many Tongues" sind zarte, ganz fragile Kleinode, die von Milús eindringlicher und vielseitiger Stimme getragen werden. Sie singt, haucht, leidet und interpretiert die sehr emotionalen Texte so authentisch und wunderschön, dass man fast Vergleiche zu Lisa Gerrard oder auch Sarah McLachlan heranziehen möchte. Die musikalische Untermalung hingegen ist nur vage, skizzenhaft und bewusst zurückgenommen. Ein paar leise Klavierpassagen, ein vorsichtiger Rhythmus, in der Ferne ein paar schwere atmosphärische Sounds, doch gerade diese Zurückhaltung machen die Magie und die Wirkung des Albums aus. Ganz groß! "Longing Speaks With Many Tongues" ist für mich die Überraschung des noch jungen Jahres und der Beweis dafür, dass Anke Hachfeld alias Milú noch weiter gewachsen ist und die Welt simpler Popmusik bereits längst verlassen hat. 10 Lieder über Sehnsucht. Ein Werk, das es zu entdecken gilt… !