Das Ein-Mann-Projekt May-Fly hat sich nach seinem 2005-Debüt nun mit dem Labelkollegen Kai Arnold (Wynardtage) zusammen geschlossen und gemeinsam an dem Nachfolger gearbeitet, welcher in diesen Tagen erscheint. Ausgestattet mit einer Spielzeit von insgesamt 76 Minuten umfasst die EP 16 Titel, darunter acht Remixversionen, zwei neu aufgemachte Titel vom Debüt-Album "Flight into the Darkness" und sechs Neuerungen, die den Hörer mit traditionellem Elektro versorgen sollen. Erkennbar auf den ersten Blick ist "The Face in the Mirror" keine typische EP. Die ausgedehnte Spielzeit und die üppige Auswahl an Remixen lassen vorab schon kleinere Zweifel zu, ob das denn im Ganzen funktioniert, die Hörer nicht doch eher abschreckt oder ob am Ende womöglich der Spruch: weniger wäre hier mehr gewesen, zutreffen könnte. Tatsächlich verhält es sich so, dass die EP dem Hörer gespannte Aufmerksamkeit und einiges an Geduld abverlangt. Wen das allerdings nicht abhält, der begegnet zuerst dem tanzbaren Titeltrack "The Face in the Mirror", der aufgrund seiner Rhythmik und Melodie angenehm zu gefallen weiß. Mit weiblichen Vocals bestückt und angenehm beweglich macht "Die Hülle" auf sich aufmerksam, während sich "Suicide by Train" mit dunklen EBM/Synth-Sounds den Weg zur Tanzfläche bahnt. In die gleiche Riege gehören "Save me from my Darkness", welches ungemein an Tempo zunimmt und mit wahrnehmbaren Wechseln aufwartet, wie auch der neunten Titel "Who is your Messiah", welcher deutlich vom Verzicht des Stimmeinsatzes profitiert. Nicht nur die verzerrten Vocals, die hier zu viel Anwendung finden, sondern auch der wiederholende Aufbau der Songs, das wiederkehrende Muster, schaden den übrigen Titeln. Es bleibt der merkwürdige Beigeschmack von "nichts Halben und nichts Ganzem". Von den Remixen überzeugt die Club Version von Wynardtage, mit einem heftigen Soundgewand, das alle Tanzfreudigen in Bewegung hält. Re:\Legion schaffen es Spuren zu hinterlassen und dem Song ihre spezielle Härte zu verpassen und auch A7IE, wie auch Acylum, verleihen "The Face in the Mirror" einen eigenen Klang. Interessant und empfehlenswert ist der Beitrag der Belgier Stin Scatzor, die dem Song nicht nur kräftige Gitarrenlines gegeben haben. Insgesamt lautet mein Fazit allerdings, dass die EP zu überladen ist. Während sich einige Remixe hierauf ganz gut machen, fehlt es so manchem May-Fly-Titel an Besonderheit, so dass es keine großartige Abhebung von bekannten Genre-Bands gibt.