Zu Martin L. Gore muss man eigentlich nicht mehr viele Worte verlieren. Als Gründungsmitglied von und Songwriter für Depeche Mode dürfte er jedem hinlänglich bekannt sein. Schon im Jahre 1989 veröffentlichte er das erste "Counterfeit"-Album und zollte seinen musikalischen Idolen mit eigenen Interpretationen ausgewählter Songs Tribut. Nun veröffentlicht Mute das zweite Album dieser Reihe, auf dem sich Herr Gore wieder an bekannten Größen 'vergreift' und ausgesuchten Stücken seinen persönlichen Stempel aufdrückt. Alle Tracks vereint die emotionale Bindung, die Martin L. Gore zu ihnen hat. Damit übten sie nicht nur selbst, sondern auch durch Gores Songwriting einen weitreichenden Einfluss auf die Musik aus. Das Spektrum der von Martin Gore ausgesuchten Songs ist, wie auf dem Vorgänger, sehr umfangreich. Dennoch ist "Counterfeit2" ein sehr ruhiges und harmonisches Album, ohne große Stilbrüche und Wendungen. Synthesizer und Gitarre bilden die Grundlage fast aller Songs. Gores eigene Ausdrucksart ist hier überdeutlich herauszuhören. "I Cast A Lonesome Shadow", eigentlich ein Country-Song von Hank Thompson, ist das beste Beispiel dafür. Das Western-Feeling trotz fast ausschließlicher elektronischer Instrumentierung beizubehalten, ist sicherlich ein kleines Meisterwerk. Wer dann noch Nick Caves "Loverman" mit leichtem TripHop-Einschlag und waberndem Klangteppich vernimmt, weiß, was ihn auf "Counterfeit2" erwartet. Bei dem Vergleich zwischen Originalen und 'Fälschungen' kann man sehr gut die Parallelen ziehen, wie die einzelnen Songs den Stil von Martin Gore beeinflusst haben. Und es ist immer wieder interessant, wie sie interpretiert wurden. John Lennon wäre sicherlich mit der zwar kargen aber sehr sphärischen Auslegung von "Oh My Love" einverstanden gewesen. Wärmstens zu empfehlen ist auch "In My Other World", ein Cover von Julee Cruise aus dem Album "The Voice of Love" von 1993. Wohl der schönste und dichteste Song auf dem Album. Ein weiteres Highlight dürfte "Das Lied Vom Einsamen Mädchen" sein. Zwar ist hinreichend bekannt, das Martin Gore der deutschen Sprache halbwegs mächtig ist. Dennoch ist dieser Song sein deutschsprachiges Debut. Selbst wer die zugrunde liegenden Originale nicht kennt, findet in "Counterfeit2" ein sehr faszinierendes Album, das zum Glück (und wie erwartet) kein Depeche-Mode-Ableger, sondern wirklich ein reines Martin-Gore-Album ist. Es eröffnet tiefe Einblicke in sein musikalisches Leben und dürfte deshalb auch für diejenigen interessant und spannend sein, die nicht der großen DM-Fangemeinde angehören.