Non-Stop-Sonnenschein, ein Reggae/Ska-Festival auf einem großen abgelegenen Gelände mit vielen leicht bekleideten Mädchen und wilden, gut betankten Jungs, ausgelassene Stimmung und auf der Bühne die Hamburger Combo Loui Vetton, die eine gekonnte Show abliefert und mit allen Anwesenden und noch Aufnahmefähigen eine bombastische Party feiert. So könnte es funktionieren, so macht die Band auch Sinn. Zuhause, drinnen, mit der CD im Player, fühlt es sich irgendwie falsch an. Wie Surfen in der Badewanne. Denn das Album Postreggaeprecore liefert Titel für Titel einen Eindruck davon mit, wie es wäre, wenn man diese Musik jetzt laut, im Freien, mit anderen und überhaupt hören und zelebrieren könnte. Sicher, gute Werbung für die Liveauftritte der Band… aber… Zu Hause im Player wird diese Platte schnell zu einem anstrengenden und ermüdenden Erlebnis. Die Frische und Sound-Breite, mit der Luk (Lead Vocals & Saxophon), Sherman (Backing Vocals & Trompete), Buzz (Gitarre), Heidi (Bass) und Ole (Drums) zu Beginn rüber kommen, wandelt sich doch recht schnell in etwas um, das plötzlich nicht mehr frisch und breit klingt, sondern verbraucht und langatmig. Der Musik fehlt dann das Visuelle. Einer, der wirbelnd oder brachial über die Bühne jagt, lustig oder blöd guckt, irgendetwas. Aber ja, nichtsdestotrotz spielt die Hamburger Combo einen guten, oft sehr ansteckenden und mitreißenden Reggae-Ska-Punk-Sound mit tollen Trompeten-, Gitarren- und Schlagzeugeinlagen. Sie variieren viel und klingen eigenständig. Kleinere Schwächen gibt es nur bei den Vocal-Parts, denn zu oft klingt der Mann am Mikrofon wie schon zuvor und wie er auch beim nächsten Song klingen wird. Das wirkt monoton und sorgt dafür, dass man ihn nach dem dritten oder vierten Song schon nicht mehr hören kann oder will. Insgesamt ist Loui Vetton aber eine unterhaltsame, lustige, selbstironische und sehr musikalische Truppe, die man sich als Genre-Fan nicht entgehen lassen sollte. Vielleicht klappt es bei dem einen oder anderen ja auch ohne Festival-Atmosphäre. Anspieltipps: Welcome To The Show; We've Been To Hell; Social Freakshow