Lou Rhodes - Bloom

Eine Stimme, die eindringlich, ausdrucksvoll, sanft und kraftvoll zugleich ist. Das findet man nicht allzu häufig. Vielen dürfte diese Stimme bekannt sein von den vier ‚Lamb’ Alben, die Lou Rhodes zusammen mit Andy Barlow zu einem wichtigen Exempel der experimentellen Pop-Musik gemacht hat. Damals mit Trip-Hop, Breakbeats und ergreifenden Balladen wie ‚Gabriel’, ‚Wonder’ oder dem Klassiker ‚Gorecki’ vom selbstbetitelten Erstlingswerk setzte das englische Duo Standards und zeigte auf, dass unkonventionelle Arrangements und Near-Mainstream keine unüberwindbare Barriere darstellen müssen. Nach der Trennung von Lamb verfolgten beide Akteure ihre eigenen Wege und Lou Rhodes brachte das Album ‚Beloved One’ heraus, das wohl sehr folky, und rein akustisch zwar die souveräne Stimme von Lou in den Vordergrund spielte, von den Songstrukturen und der etwas gleichförmigen Instrumentierung jedoch den ein oder anderen Abzug in der B-Note verursachte. Auch ‚Bloom’, das vorliegende zweite Album verzichtet auf den Einsatz jeglicher Elektronik, die Songs erscheinen jedoch eigenständiger, besser durchdacht und kraftvoller. Ein schönes Beispiel dafür ist der Opener ‚The Rain’, bei dem man in den ersten dreißig Sekunden glauben könnte, das neue Album schließt da an, wo ‚Beloved One’ aufgehört an. Doch dann setzt ähnlich monumental, wie man das von ‚Lamb’ kennt eine Soundwand ein, die zwar diesmal rein konventionell instrumentiert ist, also nicht aus dem Sampler kommt, aber eine Spannung aufbaut, die mit Lous Stimme bestens korrespondiert. Melancholisch fürs Herz von akustischer Gitarre und Hintergrundgesang geprägt schließt ‚Greatness Is a Spec of Dust’ an. Ähnlich fesselnd wie dieser Song baut auch ‚This Love’ eine Stimmung auf, die den Hörer nicht mehr los lässt. Zwar sind auch diesmal nicht alle Songs auf dem Album einzigartige Juwelen, aber zum Beispiel kommt auch ‚They Say’ nahe an diesen Status heran, indem nach der ersten ruhigen Hälfte eine gespannte Atmosphäre von dramatischer Schönheit aufgebaut wird. ‚Bloom’, das in England bereits vor einigen Monaten veröffentlicht wurde ist ein Album, bei dem Lou Rhodes ihrem nach Lamb anvisierten Singer-Songwriter Ansatz treu bleibt, das angestrebte Ziel aber durch mehr Dynamik, Abwechslung und unbeschreibbarer Melancholie interessanter für den Hörer gestaltet und ihn nach ‚Beloved One’ endlich wieder einzufangen und zu verzaubern weiß. Eine Stimme der Extraklasse ist wieder da, anders aber nicht weniger schön als in früheren Tagen.

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